Kirchliche Initiative kritisiert Polizeieinsatz bei Gottesdienst

Braunkohle gebiet Garzweiler II
©David Young/dpa
Braunkohlegegner protestierten am 18.1.2021 in Lützerath bei Erkelenz gegen den Abriss von ehemaligen Wohnhäusern. Mit einer selbstgebauten Leiter in den Händen standen Aktivisten zusammen, nachdem sie versucht hatten, eine Polizeikette zu durchbrechen.
Kirchliche Initiative kritisiert Polizeieinsatz bei Gottesdienst
In Lützerath (NRW) hat RWE mit den Abrissarbeiten für Garzweiler II begonnen. Seit Wochen protestieren Anwohner und Umweltaktivisten gegen die Räumung. Am Montag kam es laut "Kirchen im Dorf lassen" zu Polizeigewalt gegen Gottesdienstteilnehmer.

Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" kritisiert einen Einsatz der Polizei gegen Umweltaktivisten am Braunkohletagebau Garzweiler II. Eine Theologin sei kurz nach ihrer Predigt in einem Gottesdienst am Montag in dem Dorf Erkelenz-Lützerath von Polizisten umringt, gestoßen und mehrfach auf den Rücken geschlagen worden, erklärte die Initiative in der Nacht zum Dienstag. Die Gruppe stellt sich gegen den Abriss von Häusern und Kirchen, die dem Braunkohletagebau weichen sollen. Das Energieunternehmen RWE hatte am Montag in Lützerath mit den Abrissarbeiten begonnen. Die Polizei ging dabei gegen Blockaden von Umweltaktivisten vor.

Nach Polizeiangaben vom Montag hatten Kleingruppen mit je bis zu 20 Aktivisten zwei Zufahrtsstraßen Richtung Lützerath blockiert. Eine Gruppe habe kurzzeitig einen für die Abrissarbeiten benötigten Tieflader von RWE am Weiterfahren gehindert. Die Proteste richteten sich gegen die geplante Abbaggerung des Dorfes und weiterer Ortschaften, die dem Braunkohleabbau weichen sollen. Die Polizei teilte mit, eine vor Ort von Aktivisten als Gottesdienst durchgeführte Veranstaltung sei ohne Störungen verlaufen. Die Aktivisten seien ohne Widerstand zu leisten aus ihrer Sitzblockade gelöst worden, so die Polizei. Hierbei sei ein Aktivist leicht verletzt worden. Es habe zudem zwei Versuche von Aktivisten gegeben, Absperrzäune zu überwinden. Den erteilten Platzverweisen kamen die Demonstranten laut Polizei nach. Eine vor Ort von Aktivisten als Gottesdienst durchgeführte Veranstaltung sei ohne Störungen verlaufen. Der Einsatz sei insgesamt friedlich verlaufen, so die Polizei, die nach eigenen Angaben mit mehreren Dutzend Beamten der Einsatzhundertschaft vor Ort war.

Initiative fordert Erklärung der Polizei

Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" erklärte hingegen, die Polizei sei von zwei Seiten in die Gottesdienstgemeinde eingedrungen, als sich eine Gruppe von Klimaaktivisten dem Gottesdienst angeschlossen habe. Die Gemeinde sei schließlich durch eine doppelte Polizeikette getrennt worden. Neben der Theologin seien auch andere Gottesdienstbesucher gestoßen worden.

Kirche  bei Immerath bei Erkelenz im Braunkohletagebau Garzweiler II.

"Die Initiative forderte mehrfach erfolglos eine Erklärung des Einsatzleiters für diese Maßnahme und den Abzug der Polizeikette", hieß es. Nach einer Stunde habe der Gottesdienst fortgesetzt werden können. Die Initiative verlangte eine Erklärung der Aachener Polizei für diesen "Verstoß gegen die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Religionsausübung". Für eine Stellungnahme zu diesen Vorfällen war die Polizei Aachen am Dienstagmorgen zunächst nicht zu erreichen.

Neben der Ortschaft Lützerath sollen auch weitere Dörfer am Tagebau Garzweiler II abgebaggert werden. In den vergangenen Tagen hatten Klimaaktivisten vor Ort protestiert. Laut RWE ist die Umsiedlung des Dorfes allerdings so gut wie abgeschlossen.

Bereits im Dezember hatten der Diözesanrat Aachen und die Superintendenten der Evangelischen Kirchenkreise Aachen, Gladbach-Neuss und Jülich kritisiert, dass die Bundesregierung das Ergebnis eines von ihr in Auftrag gegebenen Gutachtens unter Verschluss gehalten habe. In dem Gutachten im Auftrag von Greenpeace werde unter anderem dargestellt, wie auf Basis des Kohlekompromisses die verbliebenen Dörfer am Tagebau Garzweiler II erhalten werden könnten.