Kirchentag gedenkt NS- und NSU-Opfer

Kirchentag gedenkt NS- und NSU-Opfer
Der evangelische Kirchentag hat zum Auftakt des Protestantentreffens an die Opfer des Nationalsozialismus und der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) in Dortmund erinnert. Die Gesellschaft müsse jederzeit und an jedem Ort für die Menschenrechte einstehen, sagte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker bei der Gedenkveranstaltung an der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.

Rainer Zunder und Friedrich Stiller von der Dortmunder Initiative "Christen gegen Rechtsextremismus" erinnerten an die jüngeren Opfer rechtsextremer Gewalt in der Ruhrgebietsstadt und betonten gemeinsam: "Rechtsextremismus tötet." Der Dortmunder Rabbiner Baruch Babaev beklagte, wenige Jahrzehnte nach dem Holocaust nähmen antisemitische Äußerungen und Gewalt gegen Juden zu. "Und doch haben wir unser Vertrauen in die Gesellschaft nicht aufgegeben", sagte Babaev in Anlehnung an das Motto des Kirchentags, der in diesem Jahr unter der Losung "Was für ein Vertrauen" steht.

###galerie|156586|Widerstand gegen Rechtsextremismus in Dortmund###

KIrchentagspräsident Hans Leyendecker betonte, die Zivilgesellschaft dürfe Hassern und Hetzern nicht den Raum überlassen: "Wir Demokraten müssen um die Rückeroberung des öffentlichen Raums kämpfen." Zugleich erinnerte er an den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Wer wegschaue, mache sich schuldig, sagte der Kirchentagspräsident: "Patrioten, Demokraten, werdet wach, wir müssen den rechten Terror gemeinsam bekämpfen."

Die Gedenkveranstaltung umfasste auch szenische Lesungen, Musik und Tanzperformances. Die Gedenkstätte Steinwache erinnert an das ehemalige Dortmunder Polizeigefängnis, in dem Tausende inhaftiert und gefoltert wurden. Gegenüber der Gedenkstätte erinnert ein Mahnmal an die Opfer des NSU, darunter den Dortmunder Mehmet Kubasik.

Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 19. bis 23. Juni in Dortmund statt. Die Veranstalter erwarten rund 118.000 Teilnehmer.