Bedford-Strohm und Marx besorgt über Spannungen in Jerusalem

Kardinal Reinhard Marx (3.v.r), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (3.v.l), Scheich Omar Awadallah Kiswani (M) und die Delegation von Evangelischer Kirche in Deutschland und Deutscher Bischofskonferenz besuchen den Tempelberg in Jerusalem (Israel).
Foto: dpa/Corinna Kern
Kardinal Reinhard Marx (3.v.r), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (3.v.l), Scheich Omar Awadallah Kiswani (M) und die Delegation von Evangelischer Kirche in Deutschland und Deutscher Bischofskonferenz besuchen den Tempelberg in Jerusalem (Israel).
Bedford-Strohm und Marx besorgt über Spannungen in Jerusalem
Bei ihrem Besuch in Jerusalem haben sich die Spitzen der deutschen Katholiken und Protestanten besorgt über das Zusammenleben von Muslimen und Juden in der Stadt geäußert.

Er habe Hass, Misstrauen und Konflikte erlebt, sagte Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Donnerstag nach Gesprächen mit Religionsvertretern auf dem Tempelberg und an der Klagemauer.

"Für mich ist klar, dass dieser Ort ein Ort für alle Religionen ist", sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm. Für Christen sei er wichtig, da dort Jesus gewirkt habe. Er hoffe, dass sich die Religionen begegneten und nicht gegeneinander arbeiteten.

Willen zum Frieden in der Region unklar

Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, sagte, die herausfordernde und spannungsvolle Situation in Jerusalem bedeute einen Auftrag zur Begegnung der drei monotheistischen Religionen. "Wir können die Menschen hier nicht belehren", sagte der Münchner Kardinal. Aber katholische und evangelische Christen aus Deutschland könnten nach ihren Jahrhunderte währenden Konflikten bezeugen: "Wir können auch durch Verschiedenheiten zu Frieden kommen und einen Beitrag leisten zur Versöhnung, wenn wir uns ehrlich begegnen."

Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, sagte, es sei in den Gesprächen in Jerusalem nicht deutlich geworden, ob es den Willen zum Frieden in der Region gebe. Dies sei verstörend. Die Christen hätten die Aufgabe, Gespräche zwischen den Religionen zu fördern, damit diese im Heiligen Land miteinander auskommen könnten.

Der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche für Jordanien und das Heilige Land, der Palästinenser Munib Younan, sagte in einem Grußwort an die deutsche Delegation, Frieden sei nur auf der Basis von Gerechtigkeit möglich. Zugleich sei es wichtig, zu vergeben, um sich zu versöhnen, sagte Younan, der auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist. Er setze ökumenische Erwartungen in ein Treffen des Lutherischen Weltbundes mit Papst Franziskus am 31. Oktober im schwedischen Lund. Am selben Tag werden in Berlin die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Festakt eröffnet.

Auch die einwöchige ökumenische Pilgerreise durch das Heilige Land soll der Vorbereitung von Protestanten und Katholiken auf das Reformationsjubiläum dienen. Daran nehmen jeweils neun Vertreter beider Kirchen teil. Die einwöchige Pilgerfahrt geht am Samstag zu Ende. Seit Sonntag ist die Delegation unter Leitung von Bedford-Strohm und Marx in Israel und in den palästinensischen Autonomiegebieten unterwegs. Am Freitag steht der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Programm.