Lutherische Kirche in Lettland schafft Frauenordination ab - Kritik von deutschen Lutheranern

Lutherische Kirche in Lettland schafft Frauenordination ab - Kritik von deutschen Lutheranern
Frauen dürfen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands künftig nicht mehr Pfarrerinnen werden. Mit einer Dreiviertel-Mehrheit schaffte die Synode der Kirche die Frauenordination ab, wie der Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene der Nordkirche, Klaus Schäfer, dem epd aus Riga bestätigte. Deutsche Lutheraner äußerten sich am Samstag enttäuscht.

Die Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern kommentierte auf ihrer Facebook-Seite: "Das ist ja wohl die Höhe! Zurück ins Mittelalter oder was? Wo bleibt unser Proteststurm?" Wilfried Hartmann, Präsident der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), äußerte sich auf Facebook "traurig und enttäuscht" über diese Entwicklung der Lutherischen Kirche in Lettland. "Beten wir dafür, dass Gott sie bald erkennen lässt, was sie da beschlossen haben."

Klaus Schäfer vom Zentrum für Ökumene, der mit einer Delegation der Nordkirche an der Synode in der lettischen Hauptstadt teilgenommen hatte, sagte: "Wir sehen diese Beschlussfassung außerordentlich kritisch - sie berührt die Grundlagen unserer Kirchenpartnerschaft." Die Beziehungen zwischen den Kirchenämtern und den Kirchenleitungen der Nordkirche und der lettischen Kirche seien vom Abbruch bedroht.

Die Beschränkung der Ordination auf Männer war mit einer Verfassungsänderung verbunden, für die eine Dreiviertel-Mehrheit nötig war. Den Angaben zufolge plädierten am Freitag 201 Synodale (77,3 Prozent) für eine Beschränkung auf Männer, 59 dagegen (22,7 Prozent). 22 Synodale enthielten sich.

"Wenn Männer und Frauen nicht gleichermaßen die Sakramente verwalten und das Evangelium öffentlich verkünden können, wird die Gleichrangigkeit von Männern und Frauen in der Beziehung zu Christus bestritten", heißt es in einem offiziellen Grußwort der Nordkirche an die lettische Synode. Das Papier durfte nicht verlesen werden, wurde aber laut Schäfer in Form von 300 Kopien an die Synodalen verteilt - auf Lettisch. Auch Pastorinnen aus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hatten in einem offenen Brief gegen die Pläne der Schwesterkirche in Lettland protestiert.

In Lettland wurden Pfarrerinnen erstmals 1975 zugelassen. Damals war das kleine Land an der Ostsee noch eine Teilrepublik der Sowjetunion. Doch Janis Vanags, konservatives Oberhaupt der Religionsgemeinschaft, hat seit seiner Einsetzung als Erzbischof 1993 keine Frauen mehr ordiniert. Diese faktische Verweigerung der Frauenordination wurde nun auch in der Kirchenverfassung festgelegt.