Demonstration in Berlin: Kirchenvertreter rufen zur Verteidigung von Vielfalt und Toleranz auf

Demonstration in Berlin: Kirchenvertreter rufen zur Verteidigung von Vielfalt und Toleranz auf
Mehrere tausend Menschen haben am Samstagnachmittag in Berlin-Mitte gegen einen Aufmarsch rechter Gruppierungen durch das Berliner Regierungsviertel demonstriert. An einem Protestzug des Bündnisses "Berlin Nazifrei" unter der Überschrift "Für ein solidarisches Berlin" beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 4.500 Menschen.

Ähnlich viele Teilnehmer nahmen vom Brandenburger Tor aus an einem "Spaziergang für Weltoffenheit und Toleranz" teil, zu dem unter anderem die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unter dem Motto "Posaunen statt Parolen" aufgerufen hatte.

Zu der rechtsgerichteten Demonstration "Merkel muss weg" vom Berliner Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel versammelten sich indes deutlich weniger Teilnehmer als erwartet. Die Polizei sprach von 1.000 Menschen, im Vorfeld angemeldet wurden bis zu 5.000 Teilnehmer. Zuletzt waren Mitte März bis zu 3.000 Rechtsextremisten und Rechtspopulisten durch Berlin gezogen.

Die Polizei sprach bei dem von der Evangelischen Kirche organisierten Spaziergang von bis zu 3.000 Teilnehmern bei der Abschlusskundgebung am Gendarmenmarkt. Der Spaziergang war um 15 Uhr am Brandenburger Tor gestartet. Unterstützt wurde er neben anderen vom Erzbistum Berlin, der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, CDU, SPD, Grünen, der Links- und der Piratenpartei sowie zahlreichen Gewerkschaften. Die Demonstration "Für ein solidarisches Berlin" von "Berlin Nazifrei" zog vom Hackeschen Markt los und führte zum Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten. Deren Organisatoren sprachen sogar von insgesamt bis zu 12.000 Teilnehmern gegen den Aufmarsch rechter Kräfte.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, sagte auf der Abschlusskundgebung des Spazierganges am Gendarmenmarkt, die weltoffenen und toleranten Bürger Berlin stünden gemeinsam ein für die Werte des Grundgesetzes und gegen den Versuch, die Gesellschaft zu spalten. Die Würde des Menschen sei unantastbar; es verbiete sich jede Herabwürdigung von Menschen wegen ihrer Kultur, Herkunft, Religion, Sprache oder Hautfarbe. Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft sei Teil der bisherigen Erfolgsgeschichte Europas und Deutschlands. Diese Erfolgsgeschichte dürfe nicht von denen zerstört werden, die sich nach der Vergangenheit sehnten.

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann sagte auf der Kundgebung, als Christin wehre sie sich dagegen, dass "Pegida", AfD und Co. erklärten, sie verteidigten das so genannte christliche Abendland. "Das christliche Abendland hatte seine dunkelsten Zeiten, wenn es sich nationalistisch und rassistisch abgeschottet hat. Und es hatte seine besten Zeiten, wenn Nächstenliebe und Barmherzigkeit, die Grundtugenden des christlichen Glaubens, es geprägt haben", unterstrich die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017. Sie sei stolz darauf, dass Menschen in Not in Deutschland "eine ausgestreckte Hand der Hilfe" erlebten. Flüchtlinge seien willkommen, betonte Käßmann. Christen, Juden und Muslime könnten in Frieden miteinander leben; Rassisten, Neonazis und Fundamentalisten werde nicht das Feld der öffentlichen Meinung überlassen.

Die Polizei hatte diesmal rund 1.700 Beamte aufgeboten, um einen störungsfreien Verlauf der Demonstrationen und Kundgebungen sicherzustellen. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte im Vorfeld zu friedlichen Protesten aufgerufen und gemahnt, die Arbeit der Polizei nicht unnötig zu erschweren.