Neonazi-Opfer hofft, dass Behörden sich entschuldigen

Neonazi-Opfer hofft, dass Behörden sich entschuldigen
Hinterbliebene der Neonazi-Opfer der Zwickauer Terrorzelle erhoffen sich nach den entschuldigenden Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nun auch eine Geste von Polizei und Ermittlungsbehörden.

Die Tochter des 2006 ermordeten Dortmunder Kioskbesitzers Mehmet Kubasik, Gamze, sagte der in Berlin erscheinenden "Welt am Sonntag", Merkels Bitte um Verzeihung sei ein richtiger Schritt gewesen und die Kanzlerin sei mit gutem Beispiel vorangegangen.

Gamze Kubasik, die am Donnerstag bei der zentralen Gedenkfeier für die Neonazi-Opfer in Berlin gesprochen hatte, fügte hinzu: "Aber wir Angehörige hätten nichts dagegen, wenn sich nun auch die Verantwortlichen bei der Polizei und den Ermittlungsbehörden entschuldigen würden für die Unterstellungen, mit denen wir so lange leben mussten." Der extremistische Hintergrund der Taten war von Verfassungsschutz und Polizei zunächst nicht erkannt worden.

Gauck war "voll ehrlichem Mitgefühl"

Nach der Gedenkfeier habe sich die Kanzlerin bei ihr erkundigt, ob sie und andere Hinterbliebene noch ein Anliegen hätten. Zu Gamze Kubasiks Wunsch nach vollständiger Aufklärung der Taten habe Merkel zugesichert, alles dafür zu tun. "Ich habe ihr dann gesagt, dass ich ihr vertraue und an sie glaube", sagte Gamze Kubasik der "Welt am Sonntag". Dafür habe sich Merkel bedankt und erklärt, es wäre ihr sehr wichtig, dass die Angehörigen der Opfer ihr vertrauten.

Zu ihrem Zusammentreffen mit dem designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck sagte Kubasik, dieser sei "voll ehrlichem Mitgefühl für das, was wir erleiden mussten" gewesen. Er sei auch während des Mittagessens "sehr warmherzig" mit den Angehörigen umgegangen. "Da entstand sofort eine vertraute Atmosphäre", sagte Gamze Kubasik, die von den Grünen in Nordrhein-Westfalen als Wahlfrau für die Bundesversammlung am 18. März nominiert worden war. Sie werde Gauck wählen, fügte Kubasik hinzu."

epd