Was muss ich als Pate tun?

Eine Frau hält ein Kleinkind bei den ersten Schritten an den Händen.
Foto: Getty Images/BrandX Pictures
Freunde haben Sie gefragt, ob Sie die Patenschaft für ihr Kind übernehmen wollen - und Sie haben "Ja" gesagt. Wir erklären Ihnen, was die Kirche Ihnen mit diesem Amt übergibt.

Schon im Taufgottesdienst kommen Sie zum Einsatz, denn als Taufpatin oder Taufpate übernehmen Sie ein kirchliches Amt. Das soll und darf in der Feier sichtbar werden: Sie können die Taufkerze anzünden und vielleicht sogar den Täufling über das Taufbecken halten. Die Eltern freuen sich bestimmt, wenn Sie im Gottesdienst – in Absprache mit der Pfarrerin – ein Gebet oder einen Segensspruch für das Kind vortragen. Formal sind Sie Zeugin oder Zeuge der Taufe – und noch mehr als das! Gemeinsam mit den Eltern und stellvertretend für den Täufling sagen Sie "Ja". Sie tragen also die Entscheidung mit, dass das Kind in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen wird. Später wird Ihr Patenkind vielleicht – hoffentlich – selbst ein "Ja" zum Glauben finden und das mit der Konfirmation bezeugen.

Um direkt mit einem Missverständnis aufzuräumen: Sie versprechen bei der Taufe nicht, das Kind bei sich aufzunehmen und großzuziehen, falls den Eltern etwas zustoßen sollte. Für Sorgerechtsentscheidungen sind Familiengerichte zuständig, nicht die Kirche. Sondern Sie versprechen, für die christliche Erziehung des Kindes zu sorgen – nicht weniger und nicht mehr. Damit es später auch weiß, was es glauben kann, muss ein Kind seine Religion kennenlernen. Dafür sind die Paten da.

Vielleicht denken Sie jetzt: Oh nein, das kann nicht, mein Glaube ist doch viel zu schwach und ich gehe selbst nicht so oft in die Kirche. Na dann, auf! Suchen Sie Gelegenheiten, mit Ihrem Patenkind gemeinsam in die Kirche zu gehen – zum Krabbelgottesdienst, zum Gemeindefest, zum Laternenumzug. Wenn das Kind etwas größer geworden ist, schenken Sie ihm eine Kinderbibel und lesen Sie ihm daraus vor. Vor einem gemeinsamen Essen sprechen Sie ein Tischgebet. Lernen Sie christliche Kinderlieder und singen Sie sie mit dem Kind. Es kommt nicht darauf an, dass Sie irgendetwas beweisen – schon gar nicht, wie "fromm" Sie selbst sind – sondern dass Ihr Patenkind biblische Geschichten, Feste, Lieder und Gebete kennenlernt und einübt.

Nun kommt möglicherweise der zweite Einwand: Sie wohnen zu weit weg und sehen Ihr Patenkind nur ein, zwei Mal im Jahr? Dann versuchen Sie es einzurichten, dass Sie zumindest zum Geburtstag oder zum Tauftag da sind und Zeit miteinander verbringen. Kleine Geschenke oder Briefe können Sie zwischendurch mit der Post schicken, damit Ihr Patenkind merkt, dass Sie an es denken. Rufen Sie ab und zu mal an und fragen Sie, wie es Kind und Eltern geht. Unterstützen Sie die Eltern, wenn sie Rat und Hilfe brauchen. Außerdem – ganz wichtig und völlig unabhängig von der Entfernung: Beten Sie für Ihr Patenkind! Bitten Sie Gott, dass er es behüten und ihm Glauben schenken möge. Für die Eltern können Sie gleich mitbeten – um gute Nerven, um Geduld und Weisheit bei der Erziehung.

Wenn es Ihnen gelingt, eine gute Beziehung zu Ihrem Patenkind aufzubauen, kann es später – besonders während der Pubertät – davon profitieren. Denn mit den Eltern über Probleme zu reden fällt in dieser Zeit bekanntlich schwer. Patin oder Pate dagegen haben Abstand und sind damit gute Gesprächspartner. Verletzen Sie das Vertrauen nicht. Behalten Sie Geheimnisse, die Ihr Patenkind Ihnen anvertraut, unbedingt für sich! Vielleicht gelingt es Ihnen bei Konflikten, zwischen Kind und Eltern zu vermitteln. Machen Sie Ihrem Patenkind Mut, schwierige Dinge anzusprechen und Lösungen zu suchen. Freuen Sie sich mit ihm, wenn etwas gut gelungen ist oder wenn eine Krise überwunden werden konnte.

Einen verantwortungsvollen Umgang mit persönlichen Problemen und zwischenmenschlichen Konflikten zu lernen, gehört schließlich auch zu einer christlichen Erziehung dazu: Ihr Patenkind soll üben, ein gutes Verhältnis zu sich selbst, zu Gott und zu anderen Menschen zu pflegen. Dafür sind Sie als Pate oder Patin gemeinsam mit den Eltern verantwortlich. Es ist eine große Aufgabe – aber auch eine sehr schöne.

Autoren

Anne Kampf

Foto: Margit Berger, Fotostudio Fuhrmann Siegen

Anne Kampf ist Journalistin und evangelische Theologin. Von November 2010 bis Januar 2017 war sie Redakteurin bei evangelisch.de. Seit August 2019 ist sie Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in der Bethaniengemeinde Frankfurt.