EKD-Rat in Afrika: "So soll Kirche sein"

Inklusive Karate-AG
EKD/Bernd Tiggemann
Kinder bei der Karate-AG in Äthiopien, die von der EKD-Delegation besucht wurden.
EKD-Delegation auf Reisen
EKD-Rat in Afrika: "So soll Kirche sein"
Es war ein eng getaktetes Programm, das die siebenköpfige Delegation des Rates der EKD im Nordosten Afrikas absolvierte - vollgepackt mit Eindrücken.

Silke Lechner sind etwa die leuchtenden Augen des Jungen in der "German Church School" in Addis Abeba in Erinnerung geblieben. Die Einrichtung der dortigen deutschsprachigen Gemeinde wird von äthiopischen Kindern der angrenzenden Slums besucht, aus Familien, die sich sonst gar keine Schulbildung leisten könnten. "Also absolut keine Eliteschule", so Lechner. 20 Prozent der Kinder haben zudem eine Behinderung, "was es ihnen noch schwerer macht". Die Schüler:innen hätten beim Besuch der EKD-Delegation gerade eine Karate-Stunde absolviert, berichtet Lechner. Der Junge, der im Rollstuhl sitzt, habe die Gruppe voller Stolz bei den Übungen angeführt. "Da habe ich mir gedacht: so sollte Kirche sein. Die Menschen zum Leuchten bringen."

Matthias Rohlfing, Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Addis Abeba, zusammen mit den Kindern des Kindergottesdienstes.

Die deutschsprachigen Gemeinden waren wichtige Ziele der Reise. Die Delegation konnte sich ein Bild machen von der Arbeit dort, die ja auch aus Mitteln der Kirchensteuer finanziert wird. "Das ist keine isolierte deutsche Community, sondern sie leistet wichtige diakonische Arbeit für die Einheimischen", fasst Silke Lechner ihre Eindrücke von Schule und Gemeinde in der äthiopischen Hauptstadt zusammen. Die 49-Jährige Politikwissenschaftlerin war stellvertretende Generalsekretärin beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und stellvertretende Referatsleiterin im Auswärtigen Amt. Heute arbeitet sie für den Weltkirchenrat und ist seit 2021 Ratsmitglied der EKD.

Beeindruckt hat Lechner auch der Besuch bei einer Kleinbäuerin, die an einem Fortbildungsprogramm von "Brot für die Welt" teilnahm und nun durch den Anbau von Mangold eine Existenzgrundlage für ihre Familie schafft. "Da fließt nicht einfach nur Geld, sondern es ist konkrete Hilfe, die bei den Menschen ankommt", so Lechner.

Diese Kleinbäuerin finanziert Ihre Familie durch Mangoldanbau, nachdem sie an einem Fortbildungsprogramm von "Brot für die Welt" teilgenommen hat.

Weitere wichtige Andockstellen sind Kirchen wie die "Mekane-Yesus-Kirche" in Äthiopien, zu der die EKD enge Beziehungen pflegt und die mit ihrer diakonischen Abteilung ein starker Partner von Brot für die Welt ist. Die Ratsmitglieder besuchten deren theologische Ausbildungsstätte, die gerade einen eigenen Bereich für die Unterbringung weiblicher Studierender baut. "Wir erkundigten uns nach dem Stand der Frauenordination", so Lechner. 1959 wurde die Kirche gegründet. Sie gehört dem lutherischen und reformierten Weltbund an und ordiniert seit dem Jahr 2000 auch Frauen.

Thema der Ratsreise war auch die Stellung von Kirchen zu LGBTQ-Rechten, die in Gesprächen mit kenianischen Kirchenvertretern  zur Sprache kam. "Eine kenianische Frau hat es selbst angesprochen, was sehr mutig ist", sagt Lechner. Denn in den kirchlichen Hierarchien sei nach wie vor eine große Skepsis spürbar. "Da passiert wenig." Kirchen spielten eine wichtige Rolle in den Gesellschaften der ostafrikanischen Länder. "Wenn sie einen anderen Ton anschlagen würden, könnte sich wirklich was bewegen", ist Silke Lechner überzeugt. Der Rat sehe es als seine Aufgabe an, das Thema immer wieder fragend und diplomatisch anzusprechen. "Wir können die Schwulen, Lesben und trans Menschen, die es ja auch in den Kirchen dort gibt, nicht alleine lassen."

Delegationen des Rates der EKD sind ein bis zweimal im Jahr auf Reisen, innerhalb und außerhalb Europas. "Wir verstehen uns als Kirche in globalen Bezügen und profitieren von unseren internationalen Kontakten", sagt Silke Lechner. Neben den oft drängenden Themen in Deutschland sei der Blick über die Landesgrenzen nicht weniger wichtig. "Wir wollen uns informieren und Dinge im Blick behalten", so Lechner. Diesmal eben die Lage am Horn von Afrika, noch immer von Hunger, Dürren und immer wieder auch bewaffneten Auseinandersetzungen geprägt und durch andere Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten aus dem Focus gedrängt.