Islamwissenschaftler fordert volle Gleichberechtigung für Muslime

Islamwissenschaftler fordert volle Gleichberechtigung für Muslime
Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Bülent Ucar hat die volle Gleichberechtigung der Muslime mit den Christen und Juden in Deutschland gefordert.
22.10.2012
epd
Martina Schwager

Der Islam müsse in Staatsverträgen als Religionsgemeinschaft anerkannt werden und den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts bekommen, betonte der Leiter des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Mit Blick auf die geplanten staatlichen Verträge in Hamburg und Bremen sagte Ucar: "Ich halte nichts von zweitklassigen Verträgen mit Muslimen, um gute Medienpublicity zu haben." Die Vertragsentwürfe in den nördlichen Stadtstaaten beinhalten etwa den Bau von Moscheen und die Anerkennung von drei Feiertagen. Die Hamburger und die Bremer Bürgerschaft wollen sie noch in diesem Jahr beschließen.

"Ich setze auf einen echten Staatsvertrag"

In Hamburg ist außerdem der Religionsunterricht in Schulen detailliert geregelt. Der Islam bekommt aber in beiden Verträgen nicht den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts verliehen. Darum können auch keine Steuern eingezogen werden, und es gibt keine staatliche Förderung etwa für Jugendarbeit.

In anderen Bundesländern ist laut Ucar bereits seit Jahren per Erlass geregelt, dass muslimische Schüler und Arbeitnehmer etwa zum Opferfest Urlaub nehmen können. Dazu hätte es keines Vertrages bedurft. Die Verträge in Hamburg und Bremen seien lediglich ein Schritt in die richtige Richtung und Symbolpolitik.

In Niedersachsen seien dagegen die Voraussetzungen für einen umfassenden Vertrag günstig, weil die muslimischen Verbände Schura und Ditib bereits seit Jahren mit der Landesregierung zusammenarbeiteten. Ergebnis sei etwa der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht, der im kommenden Jahr an Grund- und weiterführenden Schulen eingeführt werde, sagte der Religionspädagoge: "Ich setze darauf, dass ein echter Staatsvertrag nach der Landtagswahl geschlossen wird - egal welche Regierung wir dann haben."