Missbrauchsfälle in erzgebirgischer Kirchgemeinde

Ortseingangsschild von Pobershau
© Jan Woitas/dpa
Die Kirchgemeinde im erzgebirgischen Pobershau hat einen Bericht zur Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in den 1990er-Jahren entgegengenommen, wonach sich ein ehrenamtlicher Kirchenmusiker Mädchen sexuell genähert haben soll.
Täter hat Handeln bagatellisiert
Missbrauchsfälle in erzgebirgischer Kirchgemeinde
Die Kirchgemeinde im erzgebirgischen Pobershau hat einen Bericht zur Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in den 1990er entgegengenommen. Festgestellt werden darin strafbare Handlungen eines Beschuldigten gegen drei direkt Betroffene.

Die Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche hätten sich meist über zwei Jahre erstreckt, heißt es in dem Bericht einer unabhängigen Kommission, der am Dienstagabend in Pobershau vorgestellt wurde. Es werde von mindestens noch zwei anderen Betroffenen ausgegangen.

Ein inzwischen suspendierter Kantor soll sich seinerzeit mehreren Mädchen im Alter zwischen 11 und 15 Jahren sexuell genähert haben. Eine strafrechtliche Verfolgung nach einer Selbstanzeige des Beschuldigten sei wegen Verjährung eingestellt worden. Der Beschuldigte habe "weder proaktiv noch umfassend von sich aus zur Aufklärung beigetragen", heißt es im Bericht. Bis heute habe er weder strafbare Handlungen eingeräumt noch Verantwortung übernommen. Stattdessen gebe es zahlreiche Aussagen, in denen er von ihm mutmaßlich verübte Taten bagatellisiere.

Ende 2018 hatte der Vater einer Betroffenen dem Pfarrer der Kirchgemeinde Kühnhaide-Pobershau erstmals von Vorfällen sexualisierter Gewalt berichtet. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hatte die Fälle im April 2019 öffentlich gemacht.

Die Kommission empfiehlt der Landeskirche, das Missbrauchsthema weiter offen zu behandeln und es als einen Teil kirchlicher Realität wahrzunehmen. Sie benennt in ihrem Bericht zudem typische Täterstrategien und Folgen sexueller Gewalt für Betroffene.