Kirchen und Freikirchen kritisieren Kreuze auf Corona-Demos

Kreuze auf Corana-Demos
© epd-bild/Corinna Buschow
Ranghohe Vertreter der evangelischen Kirche und der Freikirchen in Deutschland haben gemeinsam das Zurschaustellen von Kreuzen auf den Demonstrationen von Gegnern der Corona-Massnahmen verurteilt.
Kirchen und Freikirchen kritisieren Kreuze auf Corona-Demos
Interessensvertreter der evangelischen Kirche und der Freikirchen in Deutschland haben gemeinsam die Instrumentalisierung des Kreuz-Symboles auf den Demonstrationen von Gegnern der Corona-Maßnahmen verurteilt. "Es macht uns fassungslos", heißt es in einer Kolumne, die am Dienstag auf der Internetseite des Christlichen Medienmagazins "Pro" erschien.

Autoren sind die Berliner Beauftragten der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und der Deutschen Evangelischen Allianz, Konstantin von Abendroth und Uwe Heimowski, sowie der Referent des Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sitz von Bundesregierung und Bundestag, Joachim Ochel.

Sie beziehen sich auf vielfach geteilte Bilder einer Demonstrantin, die sich bei den Demonstrationen am vergangenen Mittwoch in Berlin mit einem Kruzifix Polizisten gegenübergestellt hat. Von manchen Christen auf diesen Demonstrationen müsse man das Bild gewinnen, dass sie "gegen die als diktatorisch verunglimpfte Staatsmacht" antreten und dabei den Schulterschluss mit Extremisten nicht scheuten, kritisieren sie.

"Unter dem Zeichen des Kreuzes schlagen sie die Vorschriften in den Wind, leugnen oder wähnen sich geschützt vor einem Virus, das weltweit bereits hunderttausende Tote gefordert hat", schreiben Ochel, Heimowski und Abendroth. In vermeintlicher Kreuzesnachfolge handelten sie "gegen jede Vernunft und breite wissenschaftliche Erkenntnisse bewusst verantwortungslos", kritisieren sie.

Sie fordern die Demonstranten auf, "nicht mit dem Kreuz gegen einen Staat", sondern mit Argumenten für bestmögliche Problemlösungen zu kämpfen. "Denn gerade wer auf ein Leben nach dem Tod vertraut, trägt umso mehr die Verantwortung, sich für das Leben der Mitmenschen einzusetzen", heißt es in der Kolumne.

Ohne die AfD namentlich zu nennen, verurteilen die Kirchenvertreter auch die Vorgänge im Bundestag, wo Gäste der AfD-Fraktion am vergangenen Mittwoch für Störungen sorgten: "Man findet diese Verächter der Demokratie nicht mehr nur vor dem Reichstag, sondern einige sitzen in bürgerlichem Gewand auch darinnen."

Die drei Autoren vertreten die Interessen ihrer Religionsgemeinschaften gegenüber Regierung und Parlament. Zur EKD gehören knapp 21 Millionen Protestanten in Deutschland. Die Deutsche Evangelische Allianz vertritt die Interessen evangelikal geprägter Christen in Landes- und Freikirchen. In der Vereinigung Evangelischer Freikirchen haben sich die Dachverbände unter anderem von Baptisten, Methodisten und Mennoniten zusammengeschlossen.