Evangelisches Dekanat übernimmt Mittlerrolle im Dannenröder Forst

Evangelisches Dekanat übernimmt Mittlerrolle im Dannenröder Forst
Die evangelische Kirche im Vogelsberg schaltet sich in den Konflikt um den Dannenröder Forst ein und übernimmt eine deeskalierende Rolle.

Ehrenamtliche Helfer seien im Wald als Ansprechpartner unterwegs, sagte der Referent für Bildung und Ökumene im Dekanat Vogelsberg, Ralf Müller, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir haben ein Team von 15 Leuten." Sie sollen eine "Beobachtungs-Funktion" einnehmen und einen "neutralen Blick" auf den Konflikt haben. Umweltaktivisten haben das Waldgebiet, das für den Weiterbau der Autobahn 49 zwischen Kassel und Gießen gerodet werden soll, seit etwa einem Jahr besetzt. Die Polizei rechnet für diesen Donnerstag mit dem Beginn der Rodungsarbeiten.

Das Dekanat stellt außerdem Ruheräume sowohl für die Demonstranten als auch für die Polizei zur Verfügung und bietet Friedensandachten an. In Dannenrod stehe in einer Gaststätte ein Ruheraum für Demonstranten zur Verfügung, der von Ehrenamtlichen betrieben wird. Pfarrer Alexander Starck lade jeden Freitag um 17.30 Uhr zu einem Friedensgebet ein. Die Kirchengemeinde Kirtorf will Ruheräume für die Polizei bereitstellen.

Der Dannenröder Wald, das Klima und eine Verkehrswende

Am vergangenen Sonntag hätten die Ehrenamtlichen bereits zwischen Autobahn-Gegnern und Befürwortern vermittelt und erstmals ein Gespräch zwischen ihnen ermöglicht. Er selbst habe Kontakt zu den Waldbesetzern, berichtete Müller. "Die Waldbesetzer kennen die Leute von der Kirche inzwischen, sie kennen auch unseren Auftrag." Es wachse "so etwas wie Vertrauen". Auch die Polizei habe sich gemeldet und sei dankbar für die Arbeit der Kirche. Die Ehrenamtlichen tragen gut sichtbare, gelbe Westen. Sie können auch mit praktischen Informationen wie nahe gelegenen Arztpraxen oder Apotheken helfen.

Die Umweltaktivisten seien "sehr gut organisiert und überwiegend friedlich", sagte Müller. Es handele sich um eine heterogene Szene. Er habe auch mit einigen Gruppen über deren Gewaltverständnis diskutiert, einige hielten Gewalt gegen Sachen für ein Mittel der Waldverteidigung. Den Aktivisten gehe es nicht nur um den Dannenröder Wald, sondern um das Klima und um eine Verkehrswende.

Der Ausbau der A 49 ist bereits seit Jahrzehnten umstritten, im Juni wies das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Klage gegen den Weiterbau der Autobahn ab. Für den Bau sollen rund 85 Hektar Wald im Dannenröder Forst und im Herrenwald gerodet werden.