Digitaler Klingelbeutel mit wenig Resonanz

Digitaler Kollektenkorb in der evangelischen Salvatorkirche in Duisburg wird getestet.
© epd-bild/Udo Gottschalk
Digitaler Kollektenkorb und Spendenterminal nehmen Beträge von zwei bis 25 Euro an
Digitaler Klingelbeutel mit wenig Resonanz
Vor einem halben Jahr führte die Salvatorkirche in Duisburg im Rahmen eines bundesweiten Modellprojekts die digitale Kollekte ein. Nur wenige nutzen bislang das Angebot. Die Initiatoren glauben aber daran, dass digitales Bezahlen wichtiger wird.

Das stationäre Spendenterminal in der evangelischen Salvatorkirche in Duisburg ist ein unscheinbarer grauer Kasten, der an der Wand der Kirche befestigt ist. Besucher können auf einem Touchpad zwischen Geldbeträgen von zwei bis 25 Euro wählen. Anschließend halten sie ihre EC-Karte an einen Sensor unten am Terminal. Es dauert nur wenige Sekunden, dann ist die Spende angenommen.

Seit einem halben Jahr testet die Salvatorkirche als eine der ersten Kirchen in Deutschland im Rahmen eines Modellprojekts die digitale Kollekte. Besucher können dort nicht nur bar, sondern auch kontaktlos mit Karte oder Smartphone spenden - entweder an einem stationären Spendenterminal oder mittels eines digitalen Klingelbeutels. Die Salvatorkirche hat die digitale Kollekte in einem Pilotprojekt der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) eingeführt. Zusammen mit fünf weiteren Kirchenbanken, darunter die Evangelische Bank und vier katholische Einrichtungen, erprobt die KD-Bank zurzeit deutschlandweit die digitale Kollekte. Auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und einzelne Gemeinden wie die evangelische Marktkirche in Hannover haben ähnliche Projekte gestartet.

Mit der Zeit gehen

Die Geräte des Kirchenbank-Pilotprojekts werden inzwischen auch in der Dortmunder Reinoldikirche und im Berliner Dom getestet, die Dresdener Frauenkirche soll folgen. Auch auf dem diesjährigen evangelischen Kirchentag wurde die digitale Kollekte getestet. "Wir haben da viele Anfragen von interessierten Gemeinden bekommen", berichtet Eckhard Wilms von der KD-Bank.

In Duisburg zieht Pfarrer Martin Winterberg nach einem halben Jahr Bilanz: "Wir hätten ehrlich gesagt mehr erwartet", sagt er. In diesem Jahr sei bislang acht Mal über den digitalen Klingelbeutel und 23 Mal an der stationären Station gespendet worden. Im Schnitt hätten die Menschen dabei zehn Euro pro Spende gegeben, mehr als bei der traditionellen Bargeld-Spende. Doch nur wenige Besucher nutzten die digitalen Möglichkeiten. "Vielleicht haben wir nicht genug Werbung gemacht, vielleicht sind die Menschen aber auch einfach Bargeld-affin", vermutet Winterberg.

Gleichzeitig hält er es für wichtig, mit der Zeit zu gehen. "Wir leben in einer Welt, die sich verändert", betont Winterberg. "Dazu gehört auch das Zahlen mit Karte." Daran könne die Kirche nicht vorbeigehen, schließlich habe sie auch eine Homepage und eine Facebook-Seite. Außerdem werde niemand zur digitalen Spende verpflichtet: Die Kirche biete weiter beide Möglichkeiten an.

Gespaltene Reaktionen

In Duisburg seien die Reaktionen nach Einführung der digitalen Kollekte gespalten gewesen, berichtet Winterberg. Manche Besucher hätten ganz klar gesagt: "Das mache ich nicht". Andere hätten gefragt: "Wird meine Karte jetzt automatisch ausgelesen, wenn ich am Terminal vorbeigehe?". Einige Besucher hätten sich bewusst für die Kartenzahlung in der Kirche ausgesprochen. Andere hätten gefragt: "Muss Kirche denn alles mitgehen?"

Die meisten Spender seien Touristen oder Besucher der kostenlosen Kirchenführungen, sagt Winterberg. "Hier gibt es viel Laufkundschaft, die reizt die digitale Kollekte dann eher", erklärt er. Auch wenn die digitalen Spendenmöglichkeiten verhalten angenommen werden, ist sich Winterberg sicher, dass die digitale Spende immer wichtiger wird: "Man zahlt heute fast alles mit Karte, da gibt es eine klare Tendenz. Das würde für uns auch dafür sprechen, die digitale Kollekte weiterzuführen."

Auch Eckhard Wilms von der KD-Bank erhält bislang verhaltene Rückmeldungen. Trotzdem sieht er einige Vorteile in der digitalen Spende. Menschen hätten nicht mehr viel Bargeld bei sich, sagt er. Außerdem könnten Besucher mit der Karte auch spontan spenden. Kirchen müssen die digitalen Spenden nicht erst bei einer Bank einzahlen, das sei sicherer, ergänzt Wilms. Diesen Vorteil sieht auch Winterberg: "Uns käme das entgegen. Die Duisburger Filiale, in die wir unsere Kollekte bringen, schließt nämlich bald."

Außerdem bekommen Kunden bei der digitalen Kollekte einen Beleg, so dass sie die Spende steuerlich geltend machen können. Derzeit gebe es aber technische Probleme bei einigen Pilotprojekten, sagt Wilms: "Stabiles WLAN ist eine Voraussetzung, das haben viele Kirchen aber gar nicht."

Noch bis Ende des Jahres läuft das Pilotprojekt in der Salvatorkirche. Anschließend wolle die Kirche die Testphase auswerten und entscheiden, ob sie das Projekt weiterführt, sagt Winterberg. Dann müsste die Kirche die Geräte kaufen und Gebühren für den Dienst zahlen. "Wir sind unsicher, ob sich das bei den derzeitigen Spenden lohnen würde", sagt Winterberg. Auch die KD-Bank will die Erfahrung aus den Pilotbetrieben abwarten. Generell könne man nicht alle Kirchen mit den digitalen Kollekten ausstatten. "Das ist eher etwas für die Kirchen mit viel Publikumsverkehr", erklärt Wilms.