Mehr als 90.000 Unterstützer für humane Asylpolitik

Mehr als 90.000 Unterstützer für humane Asylpolitik
Eine Anfang Juli gestartete Online-Petition, die Politik und Kirchen zum Einsatz für eine humane Asylpolitik aufruft, hat inzwischen mehr als 90.000 Unterstützer. Man sei von der großen Resonanz selbst überrascht, sagte Mitinitiatorin Beatrice von Weizsäcker, Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentags, am Samstag im Deutschlandfunk. Das zeige, dass die Petition etwas zum Ausdruck bringe, "was vielen Menschen auf der Seele liegt und was sie zum Ausdruck gebracht haben möchten".

Die Autorin hatte die Petition auf "change.org" gemeinsam mit dem Grünen-Europaabgeordneten Sven Giegold und dem Historiker Ansgar Gilster veröffentlicht. Giegold und Gilster sind ebenfalls Präsidiumsmitglieder des Kirchentags. In der Petition mit dem Titel "Flüchtlingspolitik in Europa: Erst stirbt das Recht, dann der Mensch!" wird ein menschlicher Umgang mit den Schicksalen von Flüchtlingen gefordert. An die EU-Staaten wird appelliert, sich nicht abzuschotten. Die Kirchenleitungen in Europa werden aufgefordert, die Menschenwürde ohne politische Rücksichtnahme zu verteidigen.

Auf protestantischer Seite sei zunächst "eine kleine Zurückhaltung zu spüren" gewesen, "weil viele auch berechtigterweise gedacht haben, ich tue ja sehr viel, ich äußere mich doch sehr deutlich", sagte von Weizsäcker dem Deutschlandfunk. Neben Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, habe als zweiter leitender Geistlicher inzwischen der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, die Petition unterzeichnet. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, werde sich zudem Ende August einer Internetdiskussion stellen, an der sich jeder beteiligen kann.



Unter den Unterstützern der Petition seien auch "sehr viele Katholiken", sagte von Weizsäcker. Leitende Geistliche der katholischen Kirche hätten sich bislang allerdings nicht geäußert. Die Petition steht vor dem Hintergrund der Bemühungen auf europäischer Ebene für einen stärkeren Schutz der EU-Außengrenzen, in denen Kritiker eine Politik der Abwehr von Flüchtlingen sehen, und den Maßnahmen gegen Seenotretter im Mittelmeer. Mehrere Rettungsschiffe konnten in den vergangenen Wochen nicht an den nächstgelegenen Häfen anlegen, vor allem Italien verwehrt die Einfahrt.