Kirche präsentiert erstmals "digitalen Klingelbeutel"

Präsentation des ersten digitalen Klingelbeutels am Mittwoch in der Berliner Parochialkirche. Er hat die Form eines herömmlichen Klingelbeutels.
Foto: epd-bild/Jürgen Blume
Im Griff des ersten digitalen Klingelbeutels sind die nötige Bezahltechnik sowie ein Akku integriert. Kirchenbesucher können entweder konventionell ihre Kollekte in bar in den Beutel werfen oder mit ihrer Bankkarte bargeldlos zahlen.
Kirche präsentiert erstmals "digitalen Klingelbeutel"
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat das nach eigenen Angaben weltweit erste Konzept für eine digitale Kollekte entwickelt.

Das bargeldlose Bezahlen soll künftig auch in Kirchen möglich sein. So könnte die traditionelle Kollekte im Gottesdienst schon bald auch per Kredit- oder EC-Karte erfolgen. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) präsentierte dazu am Mittwoch in der Bundeshauptstadt den ersten "digitalen Klingelbeutel". Er hat die Form eines herkömmlichen Klingelbeutels. Im Griff des neuen Modells sind allerdings die nötige Bezahltechnik sowie ein Akku integriert.

Der "digitale Klingelbeutel" unterscheide sich äußerlich kaum vom bisherigen Modell, um das traditionelle Kollektesammeln "als liturgisch wichtigen Bestandteil des Gottesdienstens" nicht zu verändern, betonte Bischof Markus Dröge. Das neue Modell könne also sowohl für die Bargeld-Kollekte als auch für die "digitale Kollekte" genutzt werden. Es handle sich um ein zusätzliches Angebot für Gottesdienstbesucher, sagte Konsistorialpräsident Jörg Antoine.

Dezember 2018 erste Tests in Kirchengemeinden

Hintergrund ist demnach, dass immer weniger Banken Bargeld kostenfrei entgegennehmen. Bei einigen Finanzinstituten kann überhaupt kein Bargeld mehr abgegeben werden. Angesichts des zunehmenden bargeldlosen Zahlungsverkehrs solle in Kirchen nun auch der Umgang mit Kollekten vereinfacht werden, betonte Antoine.

Der evangelische Berliner Bischof Markus Drö†ge präsentiert  in der Berliner Parochialkirche den ersten digitalen Klingelbeutel.

Präsentiert wurde in Berlin zunächst ein Prototyp des "digitalen Klingelbeutels". Ziel sei es, im Dezember 2018 mit ersten Tests in Kirchengemeinden zu starten, sagte der Leiter des IT-Referats des Konsistoriums in Berlin, Fabian Kraetschmer. Am "digitalen Klingelbeutel" gebe es aber bundesweit Interesse in Kirchengemeinden. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sei über das Projekt informiert und unterstütze die Berliner Innovation, betonte Bischof Dröge. Für eine verpflichtende Einführung des "digitalen Klingelbeutels" auf dem gesamten Gebiet der Landeskirche ist zunächst ein Beschluss des Kirchenparlaments, der Landessynode, nötig.

Keine PIN-Eingabe nötig

Die Handhabung des "digitalen Klingelbeutels" ist denkbar einfach. Wenn während des Gottesdienstes der Klingelbeutel durch die Gemeinde gereicht wird, können Gottesdienstbesucher entweder weiter mit Bargeld oder mit ihrer Kredit- beziehungsweise Girokarte eine Kollekte geben. Die digitale Kollekte wird bis zu einem Maximalbetrag von 25 Euro möglich sein. Dazu muss der entsprechende Betrag am Klingelbeutel eingestellt und dann die Kredit- oder EC-Karte auf das Gerät gelegt werden. Ein kurzer Piepton bestätigt die Transaktion. Eine PIN-Eingabe ist nicht nötig.

Für die technische Innovation habe die EKBO ein Patent sowie den Musterschutz angemeldet, sagte IT-Chef Kraetschmer weiter. Weltweit gebe es bislang keinen Klingelbeutel dieser Art. Bargeldloses Bezahlen sei zwar auch schon in Kirchen in England oder Frankreich möglich. Ein einfaches Kollektesammeln ohne PIN-Eingabe oder zusätzliches technisches System existiere bislang aber nicht.

Die EKBO entwickelte überdies nach eigenen Angaben weltweit das erste Gesamtkonzept für eine digitale Kollekte. So seien langfristig auch eine bundesweite einheitliche Kollektenapp sowie ein Aussenkollektenterminal vor Kirchengebäuden angedacht, berichtete Kraetschmer weiter. Kooperationspartner bei der Entwicklung des "digitalen Klingelbeutel" ist unter anderem die Evangelische Bank als Deutschlands größte Kirchenbank sowie Berliner Start-Up-Unternehmen, die etwa am Zahlkonzept an der Herstellung des neuen Geräts mittels 3-D-Druck mitwirkten.