Die Lutherbibel 2017 - Fragen und Antworten

Ausgaben der neuen Lutherbibel zur Ansicht beim offiziellen Andruck im Juni 2016.
© epd-bild/Annette Zoepf
Ausgaben der neuen Lutherbibel zur Ansicht beim offiziellen Andruck im Juni 2016.
Die Lutherbibel 2017 - Fragen und Antworten
Zum Reformationsjubiläum 2017 gibt es eine neue Lutherbibel. Warum eigentlich? Was wurde am Text geändert? Welche Ausgaben kann man kaufen? Und: Muss man sie haben? Fragen und Antworten.

Warum muss die Lutherbibel neu übersetzt werden?  

Die Lutherbibel wird alle paar Jahrzehnte durchgesehen. Das ist nötig, weil es immer wieder neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den griechischen und hebräischen Urtext gibt, die berücksichtigt werden müssen. Außerdem verändert sich die deutsche Sprache kontinuierlich – niemand schreibt oder spricht heute mehr so wie im 16. Jahrhundert. Zudem ist die Lutherbibel, wie sie momentan vorliegt, uneinheitlich: In der Ausgabe von 1984 wurde nur das Neue Testament revidiert, das Alte Testament ist noch in seiner Version von 1964 enthalten, die Apokryphen von 1970.

Wer hat die Rechte an dem Text?

Die Rechte am Text der Lutherbibel hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) als Herausgeberin. Das Verlagsrecht liegt bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Das heißt: Die Lutherbibel darf nur im Auftrag der EKD von der Deutschen Bibelgesellschaft verlegt werden. Es ist erlaubt, einzelne Textteile oder Verse zum Beispiel auf Gottesdienstzetteln abzudrucken – aber streng genommen immer mit Quellenangabe.

Wie ist die Revision 2017 abgelaufen?  

Die Deutsche Bibelgesellschaft richtete 2006 die Anfrage an den Rat der EKD, die Lutherbibel von 1984 kritisch zu überprüfen. Vorher hatten Theologen schon Stichproben gemacht und befunden, dass der Text nicht dem aktuellen Stand der Forschung gerecht wird. Die EKD setzte eine Steuerungsgruppe ein, die 2007 empfahl: So viel wie nötig korrigieren, aber so wenig wie möglich an Luthers Sprache verändern. Nach den offiziellen Beschlüssen der EKD und der Landeskirchen wurde 2010 ein Lenkungsausschuss eingesetzt, der die Arbeit von 70 Theologinnen und Theologen koordinieren und möglichst vor dem Reformationsjubiläum 2017 fertig werden sollte. Was als Durchsicht begann, endete schließlich als Revision: Es wurden wesentlich mehr Stellen geändert als vorher angenommen. Im September 2015 wurde das Manuskript vom Lenkungsausschuss an die EKD und von der EKD zur Drucklegung an die Deutsche Bibelgesellschaft zurückgegeben.

Was ist in der Lutherbibel 2017 neu?

Oberstes Ziel der aktuellen Lutherbibelrevision war die Genauigkeit. Der gesamte Text wurde mit den hebräischen und griechischen Urtexten abgeglichen und anhand neuester Forschungsergebnisse korrigiert. So steht nun in Amos 7,7 nicht mehr "Bleilot", sondern "Zinn", und in Matthäus 8,24 erhebt sich nicht ein "gewaltiger Sturm auf dem See", sondern ein "großes Beben im Meer".

Das zweite Ziel, das an manchen Stellen durchaus zu Konflikten mit dem ersten führte, war die Treue zu Luthers Sprache. Die Fachleute orientierten sich an Luthers "Ausgabe letzter Hand" von 1545. Wo der Reformator seine theologische Überzeugung mit eigenen und besonderen Worten ausgedrückt hatte, sollten diese wieder neu zur Geltung kommen, selbst wenn dadurch – gemessen am Wörterbuch – eine "falsche" Übersetzung herauskam. So wird man in Römer 10,10 nun nicht mehr "gerettet", sondern "selig". In 1. Korinther 13,1 hat es ein Genitivobjekt zurück in die Bibel geschafft: Statt "und hätte die Liebe nicht" steht dort wieder "und hätte der Liebe nicht". Das klingt nach Luther und gibt den gemeinten Sinn wieder, nämlich: Anteil an der Liebe haben.

Modernisieren wollte man die Lutherbibel nach den Erfahrungen aus dem 20. Jahrhundert ausdrücklich nicht, doch der Text soll für die Gemeinden gut lesbar, hörbar und memorierbar bleiben. Das bedeutet zweierlei: Bei Texten, die nahezu alle evangelischen Christen auswendig können –  Psalm 23 oder das Vaterunser – bleibt die bekannteste Version erhalten. Ersetzt wurden aber an einzelnen Stellen veraltete oder missverständliche Begriffe, zum Beispiel in 1. Mose 35,17 "Wehmutter" durch "Hebamme" und in 4. Mose 18,20 "Erbgut" durch "Erbteil".

Welche Lutherübersetzungen gab es bisher schon?

 Schon Martin Luther hat seine eigene Übersetzung zwischen 1522 ("Septembertestament") und 1545 ("Ausgabe letzter Hand") ständig verbessert. In den folgenden Jahrhunderten, in denen es kein Urheberrecht im heutigen Sinne gab, änderten die Herausgeber, was sie für richtig hielten, so dass viele verschiedene Versionen der Lutherbibel im Umlauf waren. Versuche, sie zu vereinheitlichen, unternahmen 1581 Kurfürst August von Sachsen, 1641 die theologische Fakultät Jena mit der "Kurfürstenbibel" und 1690 der der Bremer Generalsuperintendent Johannes Diecmann mit der "Stader Bibel". 1857 einigten sich schließlich die Bibelgesellschaften darauf, nur noch einen gemeinsamen Text herauszugeben. Die Deutsche Evangelische Kirchenkonferenz stimmte dem Vorhaben 1863 zu, und die erste kirchenamtliche Revision der Lutherbibel kam 1892 zum Abschluss. 1912 glich man den Text an die geltende Rechtschreibung an, denn im Deutschen Reich war der Duden eingeführt worden. Die nächste Revision hatte eine sprachliche Erneuerung zum Ziel, damit die Bibel verständlicher würde. Weil der Zweite Weltkrieg die Arbeiten verzögerte, wurde das Neue Testament erst 1956 fertig, das Alte Testament 1964. Doch weil das Neue Testament als zu unmodern empfunden wurde, ging man gleich zur nächsten Revision über. Dabei schoss man allerdings übers Ziel hinaus: Die Reaktionen auf das Neue Testament von 1975 waren äußerst kritisch. Man nannte es bald  "Eimer-Testament", weil in Matthäus 5,15 das Wort "Scheffel" mit "Eimer" wiedergegeben wurde. Für die Ausgabe von 1984 revidierte man deshalb teilweise zurück zu Luthers Sprache. Die Lutherbibel 1984 enthält immer noch das Alte Testament von 1964 und die Apokryphen von 1970.

Wer braucht die neue Lutherbibel?

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) empfiehlt die revidierte Lutherbibel 2017 zum Gebrauch im Gottesdienst. Das heißt: Alle Gemeinden, alle Pfarrerinnen, Lektoren und Prädikantinnen werden sie schon vom Amts wegen brauchen. Auch im Religionsunterricht der Oberstufe und an den theologischen Fakultäten wird sie verwendet werden. Für die private Bibellese oder im Hauskreis dürfen evangelische Christen selbstverständlich die Bibelausgabe benutzen, die ihnen am vertrautesten ist oder in der sie am liebsten lesen.

Ab wann und in welchen Ausgaben kann man sie kaufen?

Ab dem 19. Oktober 2016, dem ersten Tag der Frankfurter Buchmesse. Die Lutherbibel 2017 gibt es in ihrer ersten Auflage in folgenden Ausgaben: Jubiläumsausgabe mit Apokryphen und Sonderseiten in weiß-blau, Standardausgabe mit Apokryphen in schwarz (auch in Schmuckschubern von Prominenten) oder grau, ohne Apokryphen in grün, Gemeindebibel mit Apokryphen in blau, Taschenausgabe mit Apokryphen in schwarz oder grau, ohne Apokryphen in grün, Schulbibel mit Apokryphen in rot, Lutherbibel mit Apokryphen mit Einband zum Selbstgestalten in blanko, Altarbibel mit Apokryphen in grau, Traubibel mit Apokryphen und Familienchronik in weiß-golden, Geschenkausgabe mit Apokryphen und Familienchronik in rot, Lederausgabe mit Apokryphen und Familienchronik in schwarz. Elektronisch wird die Lutherbibel 2017 als E-Book, als CD-ROM, online und als App für Android und iOS verfügbar sein.