Bedford-Strohm: Kirchen müssen Europa wieder zusammenführen

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm spricht am 21.11.2011 auf der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) in Rosenheim (Oberbayern).
Foto: dpa/Andreas Gebert
Heinrich Bedford-Strohm, bayerischer Landesbischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Bedford-Strohm: Kirchen müssen Europa wieder zusammenführen
Christlicher Kongress "Miteinander für Europa" gestartet
Die Kirchen stehen nach Überzeugung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in der Pflicht, Europa wieder zusammenzuführen. Die Europäische Union (EU) sei nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern eine Union, in deren Zentrum die Menschenwürde stehe, sagte der bayerische Landesbischof am Donnerstag zum Auftakt des europäischen Christen-Kongresses "Miteinander für Europa" in München.

Die Flüchtlingskrise oder die Brexit-Entscheidung zeigten, dass Europa polarisiere und viele Menschen nicht erreiche. Die EU und ihre politischen Institutionen müssten sich daher entsprechend verändern, es brauche eine neue geistliche Kraft. Die Kirchen müssten bei diesem Prozess helfen, forderte Bedford-Strohm. Seit Donnerstag tagen 1.700 Mitarbeiter von 300 geistlichen Gemeinschaften, Kommunitäten und christliche Bewegungen aus ganz Europa in München. Sie sind vereinigt in der vor rund 15 Jahren ins Leben gerufenen internationalen Initiative "Miteinander für Europa".

Das Treffen ist prominent besetzt: Zu den Teilnehmern zählen der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und die Kardinäle Kurt Koch und Walter Kasper. Mit dabei sind auch der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July als Vertreter des Lutherischen Weltbundes und der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit. Papst Franziskus ist per Videobotschaft vertreten.

Der Sprecher des deutschen Koordinationsteams, Gerhard Proß, sagte, die Initiative "Miteinander für Europa" sei ein Modell für die kriselnde EU. Es gehe um Einheit, nicht um Gleichmacherei. Die Unterschiede, also die verschiedenen Kulturen, Nationen und Sprachen, seien keine Gegensätze, sondern eine Bereicherung - für die Kirche wie für die EU. Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung und Mitglied des Internationalen Leitungskomitees der Initiative, sagte, es sei gemeinsame Aufgabe, für den Frieden einzutreten. Es gehe mehr Kraft aus, wenn man gemeinsam agiere - das gelte für die Christen und auch für die politisch Verantwortlichen.

Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum sagte Bedford-Strohm, er sei froh, dass die katholische und evangelische Kirche das Gedenkjahr 2017 gemeinsam begehen. Denn es gehe nicht wie früher um eine "Selbstbespiegelung der Konfessionen" oder um eine Verehrung eines "Helden Martin Luther", sondern darum, gemeinsam Christus wieder ins Zentrum zu rücken. Die Kirchen dürften sich nicht voneinander abgrenzen, sondern müssten gemeinsam auf Jesus Christus hinweisen - genauso wie es der Reformator Martin Luther gewollt habe, mahnte der Ratsvorsitzende an.

In der Initiative "Miteinander für Europa" sind evangelische, katholische, anglikanische, orthodoxe und freikirchliche Christen aus ganz Europa zusammengeschlossen. Beteiligte Gemeinschaften sind unter anderem die Fokolar-Bewegung, die katholisch geprägte Laienorganisation Sant'Egidio oder der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM). Der Kongress endet am Samstag (2. Juli) mit einer Kundgebung auf dem Münchner Karlsplatz. Dabei wird eine Videobotschaft von Papst Franziskus gezeigt, außerdem treten Landesbischof Bedford-Strohm und der Münchner Erzbischof Marx auf.