TV-Tipp: "Was wenn der Tod uns scheidet" (ZDF Kultur)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Was wenn der Tod uns scheidet" (ZDF Kultur)
Eigentlich fehlt nur noch eine Geburt. Ansonsten enthält diese Geschichte alles, was das Leben ausmacht: Menschen verlieben sich, entlieben sich wieder und finden ein neues Glück; es geht ums würdevolle Altwerden und um das Recht auf den Tod. Diese großen tragischen Themen verbindet das Drehbuch immer wieder mit den Absurditäten des Alltags. Ein vermeintlicher Wasserrohrbruch zum Beispiel wird zur Flutwelle, die ein zögerliches Paar endlich einander in die Arme spült.

"Was wenn der Tod uns scheidet" hat die Schauspielerin Ulrike Grote ihr Langfilmdebüt aus dem Jahr 2009 genannt; nach verschiedenen Kurzfilmen hatte sie zuvor bereits zwei Folgen für die ambitionierte Kika-Reihe "krimi.de" inszenieren dürfen. Für diesen im Auftrag des "Kleinen Fernsehspiels" vom ZDF entstandenen Film hat sie gemeinsam mit Produzentin Ilona Schultz auch das Drehbuch geschrieben. In episodischem Stil verknüpfen die beiden Frauen die Lebenswege von acht Menschen, die sich nach und nach am Zentrum der Handlung, dem Städtischen Krankenhaus in Hamburg, einfinden.

Janna Striebeck ist die prägendste Figur des Films

Wie gut das Drehbuch gewesen sein muss, belegt nicht zuletzt das erlesene Ensemble: Ulrich Noethen spielt einen umtriebigen Journalisten, der seine drei Söhne und vor allem Ehefrau Sophie (Naomi Krauss) sträflich vernachlässigt. Die Gattin trifft sich ausgerechnet am Hochzeitstag mit dem Arzt Paul (Eckhard Preuss), dessen Frau (Janna Striebeck) nie über den Tod des gemeinsamen Sohnes hinweggekommen ist. Als Sophie beim Seitensprung zusammenbricht, fliegt die Affäre auf. Paul liefert sie in die Klinik ein, seine schockierte Frau stellt die niederschmetternde Diagnose: Hirntumor. Derweil müht sich der von Kollegin Birte (Annedore Kleist) still verehrte Pfleger Hanns (Grotes Stammspieler Peter Jordan), seine vergessliche Mutter Marie (Monica Bleibtreu), die kurz zuvor beinahe ihre Wohnung abgefackelt hätte, von den Vorzügen eines Seniorenheims zu überzeugen. Marie packt ihren Kram, zieht auf den Friedhof ans Grab ihres Gatten und trifft dort auf einen Lebensmüden, dem sie beherzt das Leben rettet; und so landet auch sie in dem Krankenhaus, dessen Zimmer durch die nachtblaue Wandfarbe mitunter wie eine Bühne wirken.

Kunstvoll, aber nie künstlich weben Grote und Schultz aus den verschiedenen Strängen einen Erzählteppich, auf dem man gern durch die diversen Lebensgeschichten schwebt. Immer wieder wechseln Augenblicke verspielter Heiterkeit mit melodramatischen Momenten. Die berührendste Szene ist so etwas wie das Herzstück des Films, ein langer Monolog der Ärztin, die sich einem sterbenskranken Patienten anvertraut und sich endlich dem Trauma des Kindstodes stellt. Nicht nur wegen dieser großartig gespielten Sequenz ist Janna Striebeck neben der auch hier wieder wunderbaren vor einigen Jahren verstorbenen Monica Bleibtreu prägendste Figur des Films.