Konferenz über Theologie und Transsexualität an der Uni Frankfurt

Regenbogenflagge und Kirchturm vor blauem Himmel.
Foto: Getty Images/iStockphoto/orzeczenie
Konferenz über Theologie und Transsexualität an der Uni Frankfurt
Zum ersten Mal beschäftigt sich ein evangelischer Theologie-Fachbereich einer deutschen Uni mit dem Thema Transsexualität - gemeinsam mit Experten anderer Fächer. Die Uni Frankfurt lädt für Donnerstag bis Samstag (4.- 6. Februar) zu einer Konferenz ein.

Insgesamt 20 internationale Experten aus Theologie, Kirche, Neuro- und Biowissenschaften werden Vorträge halten, dazu gibt es mehrere Workshops. Ziel der Konferenz mit dem Titel "Transsexualität. Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften. Internationale, interdisziplinäre Konferenz" ist es, transsexuelle Menschen besser zu verstehen und zu einem offenen und vorurteilsfreien Dialog beizutragen.

Nach neuro- und biowissenschaftlichen Erkenntnissen wird Transsexualität mittlerweile als angeboren betrachtet. "Transsexuelle Menschen besitzen ein tiefes inneres Wissen, ein Geschlecht zu haben, das ihnen bei der Geburt nicht zugewiesen, sondern vorenthalten wurde", heißt es in der Konferenz-Ankündigung. Transsexualität sei keine psychische Störung, sondern eine biologische Variante innerhalb der geschlechtlichen Vielfalt. "Unter Gottes Regenbogen gibt es wesentlich mehr als das, was wir zum Beispiel aufgrund der äußeren Geschlechtsmerkmale als 'den Mann' und 'die Frau' klassifizieren", sagt der Veranstalter der Konferenz, der evangelische systematische Theologe Dr. Gerhard Schreiber. "Gott hat den Menschen wesentlich variantenreicher erschaffen."

"Es kommt mir absurd vor, dass man Menschen ausgrenzt"

Schreiber bedauert, dass dieses Verständnis von Transsexualität als natürliche Variante bisher kaum in Theologie und Kirche angekommen sei. Das Thema könne allerdings auch nicht allein "im Elfenbeinturm der Theologie" gelöst werden, sondern nur gemeinsam mit den Bio- und Neurowissenschaften: "Es bietet sich zwingend an, den Dialog mit anderen Wissenschaften und den Betreffenden selbst zu suchen", sagt Schreiber. Deswegen werden auf der Konferenz neben Theologen wie dem evangelischen Ethikprofessor Peter Dabrock, dem katholischen Moraltheologen Eberhard Schockenhoff und dem hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung auch Naturwissenschaftler zu Wort kommen, darunter der Professor für Anatomie und reproduktive Biologie Milton Diamond, der Neurowissenschaftler und Psychoanalytiker Mark Solms, der Hirnforscher Dick F. Swaab und die Biologin, Hochschullehrerin und Autorin Joan Roughgarden. Die transsexuelle bayerische Pfarrerin Dorothea Zwölfer wird zusammen mit ihrer Ehefrau zwei Workshops halten.

Veranstalter Gerhard Schreiber hofft, dass die Konferenz zu einem veränderten Umgang mit transsexuellen Menschen in Kirche und Gesellschaft beitragen wird. "Es kommt mir absurd vor, dass man Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität ausgrenzt und diskriminiert", sagt er. "Ich wünsche mir, dass diese Konferenz es schafft, das Thema Transsexualität in einem guten und offenen Verhältnis anzusprechen und damit auch ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen."

Interessierte Gäste sind zu den Vorträgen der Konferenz, die im Casino-Gebäude auf dem Uni-Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main stattfindet, willkommen. Eine Vorabanmeldung ist hierfür nicht notwendig. Am Montag, dem 8. Februar veröffentlicht evangelisch.de einen ausführlichen Bericht über die Konferenz. Die wissenschaftlichen Vorträge sollen im Herbst als Buch erscheinen.