Mit einem Demonstrationszug, der vom Marktplatz der baden-württembergischen Stadt zu dem angegriffenen Flüchtlingsheim ging, protestierten am Samstag rund 150 Menschen gegen rechte Gewalt.
Wie der Anschlag zeige, gebe es eine gefährliche Zunahme von Gewalttaten, sagte Gabriel laut Vorabmeldung den Zeitungen des "RedaktionsNetzwerks Deutschland". Eine Mitverantwortung trügen aber auch "die Biedermänner" in der Politik: "Es gibt eben die Brandstifter - und dazu viele Biedermänner, die diese Brandstifter einladen."
Allerdings stehe Deutschland wegen der Zunahme rechter Gewalt "sicher nicht auf der Kippe", betonte der SPD-Chef. Deutschland sei "ein ganz stabiles demokratisches Land". Deshalb sei es ein Zerrbild anzunehmen, die Bundesrepublik bestünde in erster Linie aus rechtsradikalen Gewalttätern oder kriminellen Ausländern.
Ein Entschärfung der Flüchtlingsdebatte mahnte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an. "Wir müssen darauf hinarbeiten, dass die enorme gesellschaftliche Polarisierung, die derzeit zu beobachten ist, entschärft wird", sagte Kretschmann dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntagausgabe). Dabei seien alle Demokraten gefordert. Denn die Schärfe der Auseinandersetzung sei eine Bedrohung für das Gemeinwesen. Noch sei unklar, wer die Tat verübt und wem der Angriff gegolten habe. Die Kriminellen müssten dingfest gemacht und vor Gericht gestellt werden, sagte Kretschmann.
Polizeiliche Ermittlungen laufen
Die polizeilichen Ermittlungen laufen intensiv in alle Richtungen, wie das Polizeipräsidium Tuttlingen am Sonntag auf epd-Anfrage erklärte. Für den Sonntagabend wurde eine Stellungnahme zum Stand der Ermittlungen angekündigt.
Am frühen Freitagmorgen hatten Unbekannte eine Handgranate, die nicht explodierte, auf das Gelände der Flüchtlingsunterkunft geworfen. Experten des Landeskriminalamtes sprengten die Handgranate, die vor Containern für das Wachpersonal gefunden wurde.