"Brot für die Welt"-Präsidentin mahnt mehr zivile Konfliktlösungen an

"Brot für die Welt"-Präsidentin mahnt mehr zivile Konfliktlösungen an
Wie kann einer Kriegsgefahr und dem zunehmendem islamistischen Terror am besten begegnet werden? Darüber tauschten sich Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft bei der Politikertagung der westfälischen Landeskirche aus.

Konflikte weltweit sollten nach Einschätzung von Experten aus Kirche und Politik in erster Linie mit zivilen Mitteln gelöst werden. Militärische Operationen könnten zwar für Waffenruhe sorgen, sagte die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Samstag in Schwerte. Doch tragfähige Strukturen und soziale Einrichtungen könnten nur politisch erreicht werden. Der Friedensbeauftragte der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, forderte auf der Politikertagung der westfälischen Landeskirche einen stärkeren nicht-militärischen Kurs der Bundesrepublik.

Eine erfolgreiche Bekämpfung der globalen Armut könne nur durch Frieden und Abrüstung erreicht werden, erklärte Füllkrug-Weitzel. Sie warb dafür, die Chancen von friedlicher Austragung von Konflikten stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Alles, was zur Vermeidung von militärischen Konflikten führe, sei zudem sehr viel billiger als militärische Lösungen, sagte sie. Es gebe keinen Nachweis, dass Konflikte durch militärische Einsätze gelöst worden seien. Mit friedensfördernden und zivilen Maßnahmen hätten hingegen in den vergangenen Jahren und 40 Konflikte beendet werden können.

Nahost-Experte Armbruster für wirtschaftliche Blockade des IS

Der Nahost-Experte Jörg Armbruster sprach sich für eine konsequente wirtschaftliche Blockade der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aus. Wenn es gelinge, den Öl-Verkauf zu verhindern und auch andere Einnahmequellen auszutrocknen, könne die Miliz ihr eigenes Klientel nicht mehr bezahlen. Dann bestehe die Hoffnung, dass sich der IS selbst auflöse. Zu der Bildung des IS hätten auch die USA durch die Besetzung des Irak unter Präsident George W. Bush beigetragen. Der frühere Nahost-Korrespondent verwies darauf, dass in vielen Krisen im Nahen Osten die Religion benutzt werde, um mehr Anhänger für den Krieg zu mobilisieren.

Der Friedensbeauftragte Brahms mahnte ebenfalls eine stärkere Ausrichtung der deutschen Sicherheitspolitik auf zivile Konfliktbewältigung an. Dabei sollte sich die Bundesrepublik nicht nur von den USA an ihre Bündnistreue erinnern lassen. Sie solle zugleich deutlich kritischere Solidarität gegenüber der USA üben. Brahms erinnerte daran, dass auch Europa eine lange Geschichte von religiös begründeten Kriegen habe. Angesichts der aktuellen Konflikte sollten Kirchen in Deutschland und Europa versuchen, auf religiöse Führer Einfluss zu nehmen.