Gott braucht einen festen Platz in Unternehmen

Gott braucht einen festen Platz in Unternehmen
Heute beginnt der Kongress christlicher Führungskräfte in Nürnberg. An ihren Taten wollen sie erkannt werden: Im Geschäftsalltag christlicher Unternehmer spielen ihre Werte eine große Rolle. Christentum und Leistungskultur sei "absolut kein Widerspruch".
17.02.2011
Von Ulrike Pilz-Dertwinkel

An der Wand im Chefzimmer hängt kein Kreuz. Das ist für Wieland P. Loh, Geschäftsführer der Kunststofftechnik Jantsch GmbH, auch nicht wesentlich. Seine 60 Mitarbeiter aus 15 Nationen sollen im täglichen Miteinander seine christliche Haltung erkennen, sagt er. Für den Chef sind sie mehr als nur Kostenfaktoren. In der Firma gelten ethische Grundsätze - nachzulesen im Unternehmensleitfaden.

"Mit Werten in Führung gehen"

Vom 24. bis 26. Februar wird Loh am Kongress christlicher Führungskräfte in Nürnberg teilnehmen. Rund 4.000 Teilnehmer werden erwartet zu diesem "Gipfeltreffen", wie es die Veranstalter nennen. Das Motto der Tagung lautet "Mit Werten in Führung gehen".

Auch Jonathan Daniel, Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Nürnberg, sieht sich als christliche Führungskraft. Christentum und Leistungskultur sind für ihn "absolut kein Widerspruch". In der Bibel fänden sich Gleichnisse, in denen Jesus klare Position im Wirtschaftsleben beziehe, man denke nur an die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg. Zufriedenheit bei Personal und Kundschaft zahle sich langfristig auch ökonomisch aus, ist Daniel überzeugt. Einmal pro Monat trifft sich der Sparkassen-Vorstand mit anderen Bankern, um gemeinsam für persönliche und gesellschaftliche Anliegen zu beten.

Für den 62-jährigen Unternehmer Loh beginnt jeder Tag mit einem Gebet. Sein Glaube gebe ihm Rückhalt, sagt er. Loh hält nach eigenen Angaben große Stücke auf Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit, Mobbing und Diskriminierung begegnet er resolut: So entstehe ein Klima, in dem gegenseitiges Vertrauen wachsen könne. Die Menschen "anständig" zu behandeln, dazu fühlt sich der Angehörige einer evangelischen Freikirche verpflichtet.

Zudem ist der Fabrikant überzeugt, dass Menschlichkeit gut für die Rendite ist. Mitarbeiter, die Wertschätzung erfahren, leisteten mehr, lautet seine Erfahrung. Gemeinsam mit der "hochmotivierten Mannschaft" sei er solide durch die Krise gekommen - ohne Entlassungen sei es aber trotzdem nicht gegangen.

Zehn Gebote als Basis für das Miteinander

"Christlich und sozial ist, wer Arbeitsplätze schafft und diese auch in Krisenzeiten erhält", findet die Katholikin Manuela Strohofer, die 2009 mit dem Preis christlicher Führungskräfte ausgezeichnet wurde. Die Juniorchefin des Erlebnisrasthofs Geiselwind startet mit Bibellesung und Meditation in den Tag. Regelmäßig bietet sie in der benachbarten Autobahnkirche Andachten an.

"Es ist wichtig, dass Gott und sein gutes Wort einen festen Platz hat in den Familienunternehmen", sagt die Mutter von fünf Kindern. Die zehn Gebote seien ausreichende Basis für ein gelingendes Miteinander: "Wir predigen mit unserer Ausstrahlung", betont Strohofer die Vorbildfunktion, die sie als Chefin habe.

Die Werteorientierung eines Unternehmens sichtbar zu machen, hält Harald Bolsinger, der Geschäftsführer von "Zeit für Ethik" und Koordinator des Netzwerks "Zukunft braucht Werte" in der Metropolregion Nürnberg, für wichtig und sinnvoll. Den "Kongress christlicher Führungskräfte" nutze er, um Akteure mit Wertefundament im Wirtschaftsraum Nürnberg zusammenzuholen. Bolsingers Vision: Firmen, Banken und Verbände, die auf dem von ihm initiierten Gemeinschaftsstand erstmals versammelt sein werden, sollen sich später in einem christlich-ethischen Verbund als ein Gütesiegel für die Region präsentieren.

epd