Was sind Taufzeuginnen oder Taufzeugen?

Taufbegleiter
Kette mit Kreuz-Anhängern
Taryn Fry/Pexels
Neben den klassischen Taufpat:innen gibt es in manchen evangelischen Kirchen auch sogenannte Taufzeuginnen und Taufzeugen. Diese Rolle kann besonders dann wichtig werden, wenn die gewünschte Person keine Patenschaft übernehmen darf – etwa weil sie keiner christlichen Kirche angehört.

Was bedeutet "Taufzeuge" oder "Taufzeugin"?

Der Begriff erinnert an den "Trauzeugen" bei einer Hochzeit: Es geht um Menschen, die bei der Taufe anwesend sind und das Geschehen bezeugen. Doch es steckt mehr dahinter: Taufzeug:innen stehen dem Täufling oft besonders nah und übernehmen – ähnlich wie Pat:innen – eine begleitende Rolle im Leben des Kindes. Sie sind also nicht nur Zuschauer:innen, sondern Teil eines wichtigen Moments im Leben des Kindes und der Familie.

Unterschied zwischen Taufpat:innen und Taufzeug:innen

  • Taufpat:innen übernehmen ein offizielles kirchliches Amt. Sie müssen getauft, konfirmiert (bzw. gefirmt) und Mitglied einer christlichen Kirche sein. In der katholischen Kirche gelten besonders strenge Regeln: Nur gefirmte Katholik:innen dürfen Pat:innen werden.
  • Taufzeug:innen hingegen haben keine offizielle kirchliche Funktion, können aber dennoch eine wichtige Rolle spielen – besonders dann, wenn sie aus einer anderen Konfession stammen oder keiner Kirche angehören.

In der evangelischen Kirche ist das Patenamt etwas offener geregelt: Hier kann jede religionsmündige Person (ab 14 Jahren), die Mitglied einer christlichen Kirche ist, Pat:in werden. Deshalb ist der Begriff "Taufzeuge" dort weniger verbreitet – aber in bestimmten Fällen dennoch sinnvoll.

Wenn Wunschpat:innen konfessionslos sind

Was tun, wenn die Familie sich eine bestimmte Person als Pat:in wünscht, diese aber nicht Mitglied einer Kirche ist? Einige Landeskirchen bieten hier flexible Lösungen:

  • Württembergische Landeskirche: Wenn keine Pat:innen gefunden werden, können Taufzeug:innen benannt und ins Taufregister eingetragen werden. Ihre Aufgabe ist es vor allem, im Zweifel bezeugen zu können, dass das Kind getauft wurde. Oft handelt es sich um Menschen, die der Familie nahestehen, aber die kirchlichen Voraussetzungen für das Patenamt nicht erfüllen.
  • Kurhessen-Waldeck: Hier ist die Rolle der Taufzeug:innen fester Bestandteil der Taufpraxis. Auch konfessionslose oder andersgläubige Menschen können aktiv eingebunden werden – etwa im Taufgespräch, bei der Fürbitte oder durch ein eigenes Versprechen während der Taufe. So wird ihre besondere Beziehung zum Kind sichtbar und gewürdigt.

Was sollten Eltern und potenzielle Taufzeug:innen wissen?

  • Taufzeug:innen können eine wertvolle Ergänzung oder Alternative zu Pat:innen sein.
  • Ihre Rolle ist oft individuell gestaltbar – je nach Gemeinde und familiärem Wunsch.
  • Es gibt keine einheitliche Regelung in der evangelischen Kirche. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig bei der eigenen Kirchengemeinde zu informieren, was vor Ort möglich ist.

Autoren

Lars Hillebold

Axel Sauerwein

Lars Hillebold wurde als Kind 1972 in Kassel getauft, ist Pfarrer, Leiter des Referats Gottesdienst und Theologie sowie Vorsitzender der Liturgischen Kammer der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und Buchautor, vor allem von Büchern zu Gottesdiensten, Predigt und Kasualien.