Forscher erwarten keine Jobverluste durch Mindestlohn

Foto: dpa/Jens Kalaene
Forscher erwarten keine Jobverluste durch Mindestlohn
Der künftige Mindestlohn von 8,50 Euro in Deutschland wird nach Auffassung von Arbeitsmarktforschern nicht zu Jobverlusten führen.

Das neue Gesetz sehe die Einführung in europaweit moderater Höhe und mit komfortablen Übergangsfristen für die heimische Wirtschaft vor, erklärte das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen am Montag bei der Expertenanhörung im Bundestag zum Mindestlohngesetz. Zu viele Ausnahmen würden allerdings die Effektivität schwächen, warnten die Wissenschaftler.

Da Deutschland im internationalen Vergleich zu den wettbewerbsstarken Innovationsführern zähle, könne das Land den Mindestlohn gut verkraften, erklärte IAQ-Direktor Gerhard Bosch weiter. Im Unterschied zu den USA seien die Geringverdiener in Deutschland gut qualifiziert. Drei Viertel von ihnen hätten eine berufliche Ausbildung und würden gegenwärtig unterhalb ihrer Produktivität bezahlt.

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Positiv wertete Bosch auch, dass beim kommenden Mindestlohn eine lange Übergangsfrist vorgesehen ist. Sie gebe deutschen Unternehmen mehr als ein Jahr Zeit, sich auf die neue Lohnuntergrenze einzustellen. Die Erfahrungen im In- und Ausland zeigten, dass ein Mindestlohn bei den Unternehmen akzeptiert werde, wenn sie sicher sein könnten, dass er auch von den Konkurrenten bezahlt werde. Daher seien wirkungsvolle Kontrollen und abschreckende Strafen notwendig, wenn er nicht eingehalten werde.

Zusätzliche Ausnahmeregelungen lehnen die Wissenschaftler ab. Sie erleichterten es nur, den Mindestlohn zu umgehen, warnte Bosch. Der Forscher betonte zudem, dass Deutschland mit der geplanten Lohnuntergrenze von 8,50 Euro nur im europäischen Mittelfeld rangiert. Im unteren Bereich müsste die Bezahlung zum Teil prozentual stark steigen. Schließlich seien Geringverdiener in Deutschland jahrelang von den üblichen Lohnsteigerungen abgekoppelt worden, sagte Bosch.