"Wir begrüßen, dass Deutschland einer Aufnahme von syrischen Flüchtlingen grundsätzlich offen gegenüber steht", sagte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle laut einer gemeinsamen Stellungnahme von EKD und Bischofskonferenz. Gemeinsam mit dem hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung unterstütze er den jüngsten Vorstoß der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer (CDU). Diese setzt sich dafür ein, für syrische Flüchtlinge, die Familienangehörige in Deutschland haben, die Regelungen zur Visum-Erteilung und vor allem zum Familiennachzug großzügig zu nutzen.
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"Viele syrische Flüchtlinge in Deutschland wenden sich an unsere Beratungsstellen, weil sie ihre Familienangehörigen gerne aus der verzweifelten Lage befreien und zu sich holen würden", berichtete Trelle. Das sei ihnen jedoch oftmals verwehrt. "In dieser Situation unbürokratisch Abhilfe zu schaffen, ist ein Gebot der Menschlichkeit", bekräftigt der evangelische Kirchenpräsident Jung. Er ist Vorsitzender der EKD-Migrationskammer, Trelle leitet die entsprechende Kommission der Bischofskonferenz.
Um die Anrainerstaaten schon jetzt zu entlasten, sei es notwendig, die Gruppe der Flüchtlinge, die in Syrien vor Beginn des Bürgerkriegs Zuflucht gesucht haben, in den Blick zu nehmen, hieß es weiter. "In Syrien lebt eine große Zahl von Flüchtlingen aus anderen Ländern, beispielsweise aus dem Irak, aber auch aus Afghanistan, Somalia oder dem Sudan. Für diese Gruppe wird die gesamte Region auf absehbare Zeit nicht sicher sein", erläutert Jung. Diesen Menschen in größerer Zahl in Europa Zuflucht zu gewähren, könne zu einer spürbaren Entlastung der Anrainerstaaten führen.
Dank an Nachbarländer
Den Nachbarländern Syriens gebühre großer Dank für die Aufnahme von Flüchtlingen, fügte Bischof Trelle hinzu. Das gelte umso mehr, "als einige von ihnen selbst in einer äußerst schwierigen Lage sind. Auch die Türkei übernehme mit der Unterbringung von mittlerweile knapp 80.000 Flüchtlingen große Verantwortung. Kirchenpräsident Jung erklärte dazu: "Die Aufnahmebereitschaft dieser Länder zu erhalten und sie bei der Versorgung der Ankommenden zu unterstützen, ist für die Flüchtlinge elementar." Die bisher geleistete Unterstützung aus Deutschland sei dabei von großer Bedeutung.
Der Bürgerkrieg in Syrien hat bislang 253.000 Menschen in die Flucht gezwungen. Jeden Tag strömen rund 2.000 Männer, Frauen und Kinder aus Angst vor der Gewalt über Syriens Grenzen in die Nachbarländer, wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag in Genf mitteilte. In Jordanien sind bislang 85.000 Syrer registriert worden oder warten auf ihre Registrierung. Die Regierung in Amman schätzt jedoch, dass insgesamt weit mehr Syrer sich nach Jordanien durchgeschlagen haben. In der Türkei fanden laut UNHCR mehr als 78.000 Menschen aus Syrien Zuflucht. 67.000 Syrer kamen im Libanon, 23.000 im Irak unter.
Innerhalb Syriens sind nach UN-Schätzungen etwa 1,2 Millionen Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen. Syriens diktatorisch herrschender Präsident Baschar al-Assad versucht seit März 2011 einen Volksaufstand mit Waffengewalt zu ersticken. Dabei kamen bis zu 20.000 Menschen ums Leben.