Gaza-Krieg verursacht viele Zivilopfer

Mit rotem Stoff abgedeckte Körper.
Mohammed Hajjar/AP/dpa/Mohammed Hajjar
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, fordert eine humanitäre Feuerpause.
Menschenrechtsbeauftragte
Gaza-Krieg verursacht viele Zivilopfer
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, fordert Israel zum Umdenken beim Vorgehen in Gaza. Deutschland sollte den den Menschen in Gaza helfen.

"Israel muss seine militärische Strategie ändern", sagt die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne) Amtsberg dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". Israel habe ein Recht, sich zu verteidigen, führt sie aus, schränkte aber zugleich ein: "Die Art der Kriegsführung in Gaza verursacht unverhältnismäßig viele zivile Opfer."
Die humanitäre Situation der Menschen sei katastrophal.

"Es braucht sofort eine humanitäre Feuerpause, die zu einer dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe führt, und deutlich mehr humanitäre Hilfsgüter", sagt Amtsberg. "Hierfür müssen weitere Grenzübergänge geöffnet werden. Das ist mehr als dringend." Deutschland müsse seine engen Beziehungen zu Israel nutzen, um den Menschen in Gaza zu helfen, sagte sie. "Gleichzeitig dürfen wir die Lage im Westjordanland nicht aus dem Blick verlieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass Terrorismus in der Region nur der Boden entzogen werden kann, wenn die Palästinenser in Würde und selbstbestimmt leben können." Nötig sei eine Zwei-Staaten-Lösung.

Der Chef des Auguste-Viktoria-Krankenhauses in Ost-Jerusalem, Fadi Atrash, wirft der israelischen Armee die Zerstörung des Gesundheitssystem im Gaza-Streifen vor. "Es gibt kein funktionierendes Gesundheitssystem mehr", sagt er dem Evangelischen Pressedienst (epd) während eines Aufenthalts in Genf. Die Israelis führten einen Krieg gegen die Krankenhäuser und alle anderen zivilen Objekte wie Schulen und die Infrastruktur. In den Gesundheitseinrichtungen könnten schwere Krankheiten wie Krebs oder Nierenleiden nicht mehr behandelt werden. Es mangele an Arzneimitteln, Blutreserven, Elektrizität, Treibstoff und anderen Gütern.

Vor Beginn des Nahost-Krieges hätten rund 8.000 bis 10.000 Menschen im Gaza-Streifen mit einem Krebsleiden gelebt, sagt der Chef des traditionsreichen Auguste-Viktoria-Krankenhauses, das vom Lutherischen Weltbund betrieben wird. Seitdem hätten nur zwei Prozent eine Behandlung erhalten. "Ich vermute, dass Tausende Menschen wegen fehlender Behandlung gestorben sind", sagt der Mediziner. Darunter seien nicht nur schwer erkrankte Patienten, sondern auch Verletzte des Nahost-Krieges. 

"Wir wollen natürlich den Menschen im Gaza-Streifen helfen, nur lassen uns die Israelis nicht in das abgeriegelte Gebiet einreisen"

Atrash wies die Argumentation der Israelis zurück, wonach Angriffe auf bestimmte Gesundheitseinrichtungen im Gaza-Streifen legal seien, weil sie von der Terrormiliz Hamas militärisch genützt würden. Der Krankenhauschef sagt, die Israelis könnten seines Wissens keine Beweise für die militärische Nutzung von Hospitälern wie dem Al-Shifa-Hospital in Gaza-Stadt vorlegen. Das Al-Schifa ist der größte Gesundheitskomplex im Gaza-Streifen und war Ziel der israelischen Armee. "Wir vom Auguste-Viktoria-Hospital in Ost-Jerusalem wollen natürlich den Menschen im Gaza-Streifen helfen, nur lassen uns die Israelis nicht in das abgeriegelte Gebiet einreisen", erklärt Atrash. Die Ohnmacht angesichts der Gaza-Blockade sei "sehr belastend". 

Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus ist ein medizinisches Kompetenzzentrum, das vor allem Menschen aus den Palästinensergebieten helfen soll. Zu den spezialisierten Dienstleistungen gehören umfassende Krebs- und Diabetesbehandlungen, Nierenbehandlungen und Langzeitpflege. Der jüngste Nahost-Krieg begann nach einem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 weitere verschleppt wurden. Als Reaktion überzog Israel den Gaza-Streifen mit einem massiven Bombardement, drang mit Truppen in das Gebiet ein und verhängte eine komplette Blockade.