"Bayerische Opfer-Anlaufstelle ist ein Witz"

Rechtsanwalt Ulrich Wastl
© epd-bild/Sven Hoppe/dpa Pool
Vor wenigen Monaten wurde von der Staatsregierung die "Anlaufstelle für Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt" eingerichtet. Rechtsanwalt Ulrich Wastl kritisiert diese scharf. Die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte 2022 das Gutachtens zu Fällen von sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising vorgestellt (Foto).
Missbrauchsgutachter Wastl
"Bayerische Opfer-Anlaufstelle ist ein Witz"
Der Münchner Rechtsanwalt Ulrich Wastl hat die von der Staatsregierung vor wenigen Monaten eingerichtete "Anlaufstelle für Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt" scharf kritisiert. "Um es deutlich zu sagen: Das ist ein Witz!", sagte er gegenüber der Zeitung "Augsburger Allgemeinen" am Dienstag.

Wastl, der zusammen mit anderen Juristen aus der Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl vor zwei Jahren die Studie über sexuelle Gewalt im Erzbistum München und Freising verfasst hat, sagte weiter: "Mit unserer Empfehlung hat diese Stelle allenfalls ansatzweise etwas zu tun."

Die Einrichtung dieser Stelle sei "mehr oder weniger dem Landtagswahlkampf" im vergangenen Jahr geschuldet gewesen: "Wichtig wäre weiterhin eine gänzlich unabhängige und entsprechend finanziell ausgestattete Stelle, die Betroffene nicht nur umfassend berät, sondern auch deren Interessen vertritt."

An der von der Staatsregierung eingerichteten Anlaufstelle hatte es von Anfang an Kritik gegeben. Diese soll den Betroffenen nämlich vor allem bereits bestehende Hilfsangebote vermitteln. Eine anonyme und niederschwellige Suche ist auch über ein Online-Tool möglich.

Kritik an führenden Kirchenvertretern

Wastl kritisierte außerdem führende Kirchenvertreter und attestierte ihnen mangelnden Aufklärungswillen. Er sei "erschüttert" darüber, dass etwa der Augsburger Bischof Bertram Maier kürzlich die Zahlung von 150.000 Euro an ein Missbrauchsopfer mit der Begründung abgelehnt habe, dies würde einen "Paradigmenwechsel" darstellen.

Dem früheren Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Georg Gänswein, warf der Jurist vor, die Aufklärung der Vorwürfe gegen den emeritierten und inzwischen verstorbenen Papst behindert zu haben: "Es wurde über Bande gespielt, verzögert.