Gelungenes Weihnachten mit Hund

Corinna Geis und ihr Hund Cody
© privat/Corinna Geis
Hundetrainerin Corinna Geis mit ihrem Hund Cody. Sie gibt Tipps wie man entspannt mit Gästen und Hunden Weihnachten feiert. Auf jeden Fall dürfen Hunde keine Schokolade oder Süßstoffe essen.
Was eine Hundetrainerin verrät
Gelungenes Weihnachten mit Hund
Hunde bekommen Stimmungsmomente sehr gut mit und reagieren so unterschiedlich darauf, wie wir Menschen. Tipps und Tricks für die adventliche Zeit mit unseren treuen Begleitern und ein harmonisches Weihnachten, verrät die Hundetrainerin Corinna Geis aus Frankfurt am Main.

evangelisch.de: Wie erleben Hunde Weihnachten?

Corinna Geis: Wenn Kinder aufgeregt sind, wenn Menschen Stress haben, dann kriegen Hunde das mit. Wie der Hund darauf reagiert, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Die adventliche Zeit und der Heiligabend sind für viele Hunde herausfordernd. Hunde schätzen ihre Routine. Doch nun sehen sie sich mal mehr, mal weniger mit neuen Situationen konfrontiert. In der Wohnung tummeln sich plötzlich Fremde - wenn Frauchen oder Herrchen Gäste empfängt. Es taucht ein Baum mit spannenden Sachen daran auf - der Weihnachtsbaum. Was für die meisten Menschen die gemütlichste Zeit des Jahres ist, bedeutet für die meisten Hunde der pure Stress.

In der vorweihnachtlichen Zeit und zu Weihnachten sind oft Gäste im Haus. Was muss ich beachten?

Geis: Je nachdem, was man für einen Hund hat, ist es sehr sinnvoll, wenn der Hund schon vorher gelernt hat, dass er zunächst auf seinem Platz bleibt, damit es nicht so viel Aufregung gibt. Das gilt zum Beispiel, wenn man die Gäste empfängt. Das hat etwas mit dem Bedürfnis des Hundes nach Kontrolle zu tun. Alle sind aufgeregt, kleine Kinder freuen sich auf Geschenke, alles geht durcheinander. Leute, die man nicht oft sieht, sind dabei. Alles läuft aus dem Ruder. Die Chance ist relativ hoch, dass es für Hunde eine unangenehme Stresssituation ist. Wenn ich in der Situation erwarte, dass sich der Hund jetzt plötzlich anders verhält als er das bislang durfte, dann funktioniert das in der Regel nicht. Das ist dann meistens auch unangenehm für die Hundebesitzer. Wenn zum Beispiel der Hund an das gute Kleid der Schwiegermutter springt und mit den Zähnchen in das Kleid tackert, weil er findet: Was fällt der eigentlich ein, dass die sich so dreist in der Wohnung hin- und her bewegt.

Meistens sind es ja ausgerechnet Menschen, die mit Hunden nicht viel anfangen können, die der Hund besonders interessant findet. 

Stimmt. Oft sind es gerade die Menschen mit wenig Hundeerfahrung oder Menschen, die unsicher sind, an die der Hund mit Vorliebe geht. Sie reden oft besonders viel mit dem Hund und sind aufgeregt. Dann springt der Hund sie an.

Warum gerade sie?

Weil sie auffällig mit dem Hund interagieren. Menschen die Angst vor Hunden haben, zeigen ein Verhalten, das für Hunde provokativ und bedrohlich ist. Die Menschen beobachten natürlich verstärkt den Hund, und das ist für Hunde immer ein offensiver Akt. Wenn das dann noch mit einem ambivalenten Verhalten verbunden ist – ich gehe zum Beispiel einen Schritt vor und zurück - dann verstärkt es die negative Reaktion des Hundes. Wenn der Vierbeiner auch eher unsicher und nicht ganz so souverän ist, dann kann es sein, das er sich jetzt im Zugzwang sieht, weil er die Person merkwürdig findet. Er denkt: Die halte ich mir jetzt mal vom Leib. Es ist nicht so, dass Hunde asozial sind und sich die Schwachen aussuchen. Es liegt oft daran, dass diese Menschen ein für Hunde unklares Verhalten zeigen. Das wiederum signalisiert dann dem Hund, dass er da mal genauer hinsehen muss und im Zweifel dafür sorgen will, dass er nicht von der Person genervt wird.

Wie kann ich gegen steuern?

Geis: Der Hundehalter sollte dafür sorgen, dass der Hund gar nicht erst in diese Situation kommt. Es gibt wenig Hunde, die das entspannt meistern. Die Hunde freuen sich über Besuch, aber meistens entsteht eine Form von Aufregung und Überforderung. Die Gefahr ist relativ groß, dass der Hund im Nachklang lernt, dass alle Menschen aufgeregt sind, wenn Besuch kommt. Deshalb sollte ich nach Möglichkeiten den Hund aus dieser Situation heraushalten. Wie immer kommt es natürlich darauf an, was ich für einen Hund habe. Aber die wenigsten Hunde bleiben hier entspannt.

Wie feierst du mit deinen Hunden Weihnachten?

Geis: Weihnachten haben wir viele Gäste zu Hause. Am Weihnachtsabend bekommt auch der Hund ein Geschenk, das unter dem Baum liegt. Das ist etwas mit ein bisschen Geruch wie ein Kauknochen. Mein Sohn ist erwachsen, und die Freude über Geschenke zeigen sie nicht mehr so ausgelassen wie früher. Am aufgeregtesten wegen der Geschenke war mit Sicherheit mein Hund Grace. Ihr mussten wir ständig sagen: "Nein, es geht noch nicht los." Hunde finden es richtig lustig, wenn sie ihr Packet unter dem Baum finden und es auspacken dürfen. Das ist sehr nett, wenn die Hunde einbezogen werden.

Was ist, wenn der Hund den Weihnachtsmann aus Schokolade frisst?

Geis: Schokolade ist hochgiftig für Hunde, da muss man wirklich gut aufpassen. Dabei gilt: je dunkler, desto gefährlicher. Das Theopromin ist sehr giftig für Hunde. Je höher der Milchanteil, um so weniger Theopromin. Aber auch wenn ein kleiner Hund einen Schokoladen-Nikolaus mit viel Milchanteil frisst, kann man schon überlegen, ob man zum Tierarzt geht. Was auch hochgiftig für Hunde ist, sind Macadamianüsse, die zu Weihnachten eventuell angeboten werden. Nicht alle Nussorten sind gefährlich, diese schon. Alle Formen von Süßstoffen sind giftig, zum Beispiel Xylit. Deswegen muss man auch immer bei Kaugummis aufpassen. Auch Avocados sind giftig. Studentenfutter ist schwierig. Trauben sind ungesund für Hunde, aber Rosinen noch einmal mehr. Bei Trauben ist es der hohe Zuckergehalt, der nicht gut für Hunde ist. Je kleiner der Hund, umso schneller kann die Dosis gefährlich werden.

Was gilt es beim Weihnachtsbaum zu beachten?

Als mein Hund Cody noch ein Welpe war und zu uns kam, stand unser Weihnachtsbaum nicht auf dem Boden, sondern auf dem Tisch. Das war mir zu riskant. Es ist nicht so selten, dass Hunde anfangen, den Christbaumschmuck abzuräumen. Junge verspielte Hunde zupfen den Schmuck herunter. Wenn man seinen Baum mit Deko schmückt, die spitze Kanten hat, kann es für Hunde schnell gefährlich werden, wenn sie gerne knabbern und dann vielleicht Glaskugeln zerbeißen.

Hast du einen Vorschlag zu einem adventlichen Spaziergang mit Hund?

Geis: Es ist wirklich schön, bei einem Spaziergang im Wald die Bäume mit Sachen zu dekorieren, die Wald-Tiere fressen können. Das mache ich gerne mit meinen Hunden. Zum Beispiel hänge ich einen Apfel oder ein paar Walnüsse in die Äste, Sachen, die für Tiere sinnvoll essbar sind. Eichhörnchen, die nicht rechtzeitig ihre Lager angelegt haben, sind dankbar. Es gibt viele Tiere, die wegen der Klimaverschiebung nicht mehr richtig in den Winterschlaf kommen. Ich verknüpfe das mit Übungen für meinen Hund. Er muss warten, solange ich beschäftigt bin, oder ich verstecke etwas anderes parallel für ihn, dass er im Anschluss sucht. So kann man Besinnliches mit dem Sinnvollen verbinden.