Darf ich mich als Christ:in gruseln?

Süßigkeiten für Halloween
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Mancher kritisiert, dass Halloween ein Produkt der Süßwarenwirtschaft sei. Unser Autor ist dem Brauch mal auf den Grund gegangen.
Die Wurzeln von Halloween
Darf ich mich als Christ:in gruseln?
Unser Mitarbeiter Mats Nowak hat sich gefragt: Woher kommt eigentlich Halloween? Bei seiner Recherche fand er auch eine Antwort auf die Frage, ob man als Christ:in am 31. Oktober mitfeiern darf...

Die Wurzeln von Halloween liegen in Irland. Dort begingen die Menschen Anfang November verschiedene Bräuche, unter anderem zum Totengedenken, da man glaubte, dass ihre Seelen nun in ihre Häuser zurückkehren. Als viele Iren in die USA auswanderten, pflegten sie ihre Bräuche in Erinnerung an ihre Heimat.

Lange nahm man an, dass diese Bräuche quasi ohne große Brüche vom Christentum übernommen wurden. Diese These ist heute in der Forschung aber sehr umstritten. Nichtsdestotrotz hielt das keltische Brauchtum irgendwann Einzug in die christliche Kultur, wo am Vorabend von Allerheiligen Verstorbener gedacht wurde. Außerdem lässt sich eine Ausprägung als weitere Unruhnacht beobachten. Dabei zog man verkleidet durch die Straßen und spielte Streiche.

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In den Kirchen wird Halloween unterschiedlich bewertet. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann stört sich an vielen unterschiedlichen Punkten. Da wären etwa die kommerziellen Wurzeln, zumindest in Deutschland. 1991 wurde Halloween von der Spiel- und Süßwarenindustrie massiv beworben, nachdem Karnevalsumzüge wegen des Irakkriegs weitestgehend abgesagt wurden. Um die damit verbundenen finanziellen Ausfälle zu kompensieren, bediente sich die Industrie dem Halloweenfest, wie es schon einige Jahre in den USA gefeiert wurde. Außerdem sieht Käßmann den Kult um Geister kritisch, da Halloween mit dem Reformationstag zusammenfällt. Martin Luther hat sich gegen den Geisterkult ausgesprochen, um den Menschen so die Angst vor dem Tod zu nehmen. Damit widerspräche Halloween der Theologie Luthers.

Anders sieht das Manfred Becker-Huberti, Honorarprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Er sieht zwar auch die durchgehende Kommerzialisierung des Brauchs kritisch, jedoch rät er dazu "cool zu bleiben". Viele sähen in Halloween viel mehr einen winterlichen Karneval, als das heidnische Brauchtum. Allerdings wünscht er sich eine stärkere Beteiligung der Kirchen, da durch Halloween ein Umgang mit Horror, Tod und Trauer eingeübt wird, der wenig mit dem Christentum zu tun hat. 

Allgemein wird Halloween von christlicher Seite gelegentlich kritisiert, da Allerheiligen zu den stillen Tagen gehört und dieser Charakter gestört wird. Außerdem wird befürchtet, dass andere Bräuche, wie das Martinssingen verdrängt werden. Es gilt also: Wer Halloween bewusst und gemäßigt begeht, macht nichts falsch und kann sich fröhlich gruseln.