"Fridays for Future" bereitet bei Sommerkongress neue Proteste vor

"Fridays for Future" bereitet bei Sommerkongress neue Proteste vor
Klimaaktivist Terjung: Ampel hat Klimaschutz-Ambitionen begraben
Rund 500 "Fridays for Future"-Aktivsten treffen sich derzeit in Lüneburg, um Wissen auszutauschen. Auch im fünften Jahr der Bewegung wollen sich die Klimaschützer nicht entmutigen lassen. Ihr Protest richtet sich vor allem gegen die Bundesregierung.

Lüneburg (epd). Schwarze Jurten und Iglu-Zelte sind weitläufig über die Wiese des Kurparks in Lüneburg verstreut. Dazwischen sitzt „Fridays for Future“-Sprecher Pit Terjung (18) auf einer Bierbank und zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf des Sommerkongresses der Bewegung. Die Aktivisten ließen sich nicht davon entmutigen, dass die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz entkernt und ihre Klimaschutz-Ambitionen begraben habe, sagt der Schüler dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Vielmehr sei die Zusammenkunft ein „großer Hoffnungsmoment“: In Lüneburg schöpften die Aktivisten Kraft für neue Proteste. Zudem träfen sie Vorbereitungen für den globalen Klimastreik am 15. September.

Nach Angaben der Organisatoren sind für den noch bis Samstag dauernden Kongress aus dem ganzen Bundesgebiet rund 500 Aktivisten zwischen 14 und 29 Jahren zusammengekommen, um Erfahrungen und Wissen zu teilen. Geschlafen wird in Schulen oder in Zelten. In Veranstaltungen können die Teilnehmer neue Fähigkeiten erwerben, etwa im Bereich Pressearbeit oder für die Gewinnung neuer Menschen in den Ortsgruppen. Die prominente Klimaaktivistin Luisa Neubauer leitet ein Rhetorik-Seminar. Ebenso stehen Seminare auf dem Programm, die Fachwissen zum Klimawandel vermitteln.

Auch im fünften Jahr von „Fridays for Future“ bleibe die Aufgabe, die Bewegung breiter gesellschaftlich zu verankern, sagte Terjung. „Hierfür müssen wir raus der Bubble und versuchen, Milieugrenzen zu überwinden.“ Die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften solle vertieft werden. Sprecherin Nele Evers (18) ergänzte, dass „Fridays for Future“ nicht nur Bürgerinnen und Bürger aus dem politisch linken und grünen Spektrum ansprechen wolle. Alle Menschen, auch altersunabhängig, seien aufgerufen, sich dem Klimaprotest anzuschließen.

Fragen des Lebensstils stehen Terjung zufolge nicht im Zentrum der Forderungen von „Fridays for Future“. Entscheidend für den Klimaschutz sei nicht das individuelle Verbraucherverhalten. Der große Hebel für mehr Klimaschutz liege bei der Bundesregierung. „Wer bei uns streikt, kann Fleisch essen, kann Auto fahren, kann sich frei fühlen, kann auch die 'Letzte Generation' schlecht finden.“

Die Klimaschutz-Bewegung „Letzte Generation“ machte in den vergangenen Monaten wiederholt Blockadeaktionen, bei denen sich Aktivisten auf der Straße anklebten. Sie fordert von der Bundesregierung unter anderem die Einführung eines 9-Euro-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr und eines Tempolimits auf Autobahnen. Umstritten sind vor allem ihre Protestformen. „Fridays for Future“ hat für Freitag eine „Laufdemo für die Verkehrswende, Stärkung der Schiene und für einen Neubau einer Zugstrecke Hamburg-Hannover entlang der A7“ in Lüneburg angekündigt.