"Sea-Eye 4" dringt auf Hafen für 216 Flüchtlinge und Migranten

"Sea-Eye 4" dringt auf Hafen für 216 Flüchtlinge und Migranten
Ein Tag vor Weihnachten und noch kein Hafen in Sicht: Die Crew der "Sea-Eye 4" fordert einen Ort zum Anlegen für 216 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten.

Frankfurt a.M. (epd). Die „Sea-Eye 4“ hat am Donnerstagnachmittag einen Hafen für 216 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten gefordert. „Die Menschen sind seit vielen Tagen auf dem Meer“, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler. „Sie sind erschöpft, sie frieren und verstehen nicht, warum sie nicht willkommen sind.“ Die Crew des privaten Seenotrettungsschiffes hatte die Frauen, Männer und Kinder Ende vergangener Woche bei mehreren Einsätzen in der maltesischen Such- und Rettungszone aufgenommen. Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, drang ebenfalls auf die Zuweisung eines Hafens.

Nach Angaben der in Regensburg ansässigen Seenotrettungsorganisation hat die Crew der „Sea-Eye 4“ seit Sonntag viermal bei den italienischen Behörden um die Zuweisung eines Hafens gebeten. Malta lehne „trotz unstrittiger Zuständigkeit“ die Verantwortung ab. Mit jeder Stunde, die vergehe, werde eine Ausschiffung vor Weihnachten unwahrscheinlicher. Die Präses der EKD-Synode, Heinrich, forderte, auch die Bundesregierung müsse sich für die Zuweisung eines Hafens einsetzen. Sie hoffe, „dass alle Geretteten spätestens Heiligabend an Land sind“. Das von SOS Méditerranée betriebene Rettungsschiff „Ocean Viking“ harrte am Donnerstag mit 114 Überlebenden ebenfalls weiter auf dem Mittelmeer aus.

Derweil rettete die Crew der von „Ärzte ohne Grenzen“ betriebenen „Geo Barents“ am frühen Donnerstagmorgen 76 weitere Flüchtlinge und Migranten. Die Menschen seien gegen vier Uhr morgens aus einem überfüllten Schlauchboot an Bord geholt worden, teilte die Hilfsorganisation auf Twitter mit. Insgesamt sind nach Angaben von „Ärzte ohne Grenzen“ nun 458 Schutzsuchende auf der „Geo Barents“. Einige der Überlebenden mussten der Organisation zufolge medizinisch behandelt werden.

Die Fahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.859 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. In der Vergangenheit mussten die Schiffe privater Seenotrettungsorganisation oft tagelang auf die Zuweisung eines Hafens in Europa warten.

Die „Sea-Eye 4“ ist ein Bündnisschiff, das maßgeblich durch das von der Evangelischen Kirche in Deutschland initiierte zivile Seenotrettungsbündnis United4Rescue finanziert wird.