Experte: IS-Rückkehrwillige kontrolliert nach Deutschland holen

Experte: IS-Rückkehrwillige kontrolliert nach Deutschland holen

Berlin (epd). Rückkehrwillige aus den Reihen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) müssen nach Worten des Terrorismusexperten Peter Neumann von der Bundesregierung kontrolliert nach Deutschland zurückgebracht werden. Der Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King's College äußerte am Mittwoch bei einem Online-Gespräch der Bundesarbeitsgemeinschaft „Religiös begründeter Extremismus“ die Befürchtung, dass sonst das Risiko einer Festigung dschihadistischer Netzwerke deutlich zunehme.

Neumann erinnerte an die 80er Jahre, als unter anderem Osama bin Laden etwa 20.000 Ausländer rekrutierte, um gegen die sowjetische Besatzung von Afghanistan zu kämpfen. Viele der nahöstlichen und nordafrikanischen Regierungen, aus denen die muslimischen Kämpfer kamen, hätten sich anschließend geweigert, ihre Landsleute zurückkehren zu lassen, hätten ihnen Pässe entzogen oder ihre Staatsangehörigkeit aberkannt.

Tausende der ehemaligen Kämpfer seien daher auf unbestimmte Zeit in Trainingscamps in Pakistan gestrandet oder hätten sich neue Konflikte zum Weiterkämpfen gesucht, etwa in Tschetschenien, Algerien oder den Philippinen. Im Laufe der Jahre sei daraus ein globales Netzwerk entstanden, das seit Mitte der 90er Jahre unter dem Namen Al-Kaida firmierte und Terroranschläge auf der ganzen Welt verübte - nicht zuletzt am 11. September 2001 in den USA. Neumann warnte davor, die alten Fehler zu wiederholen.

Damit die IS-Rückkehrer und Rückkehrerinnen nicht in Deutschland zur Gefahr würden, sei eine schrittweise Rückholung nötig, zunächst der einfacheren und am Ende die schwierigen Fälle. Justiz, Sicherheitsbehörden und Präventionsstellen müssten darauf vorbereitet werden.

Sofia Koller, Forscherin für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, wies darauf hin, dass sich von etwa 1.070 aus Deutschland nach Syrien und in den Irak ausgereisten Personen noch immer mehr als 60 Erwachsene und knapp 130 Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit oder Deutschlandbezug in den Lagern der kurdischen Selbstverwaltung in Nordostsyrien befänden. Deutschland habe zwar schon einige Frauen und Kinder zurückgeholt. Dies seien aber nur Einzelfälle gewesen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss von 35 Trägern der Präventionsarbeit in diesem Bereich.