Letzte Hürden bei Klimagipfel in Glasgow

Letzte Hürden bei Klimagipfel in Glasgow
Beim Weltklimagipfel kommen sich die Staaten näher, doch ein Knackpunkt ist noch nicht ausgeräumt. Schwellenländern passt im Beschlussentwurf ein Passus zur Abkehr von der Kohleverstromung nicht.

Glasgow (epd). Beim Weltklimagipfel in Glasgow sind Streitpunkte ausgeräumt worden, aber Schwellenländer stemmen sich gegen einen Passus zur Abkehr von der Kohleverstromung. Die Delegierten kamen im Plenum zusammen, um über den jüngsten Beschlussentwurf zu beraten. Konferenzpräsident Alok Sharma sagte, auf dem Tisch liege eine ausgewogene Vereinbarung, die die Belange aller Staaten berücksichtige. Gleichzeitig rief er zu Kompromissbereitschaft auf. Offiziell sollte die 26. UN-Klimakonferenz am Freitag zu Ende gehen. Die Plenarsitzung wurde für weitere Beratungen unterbrochen.

Schwellenländer, darunter China und Indien, kritisierten die Textpassage im Entwurf, die die Staaten auffordert, sich um den Ausstieg aus der Kohleverstromung zu bemühen und Subventionen fossiler Energieträger zu beenden. Subventionen könnten eine wichtige soziale Funktion haben, betonte der indische Umweltminister Bhupender Yadav. Die Textpassage war im Laufe der Verhandlungen zusehends verwässert worden und bezog sich zuletzt nur noch auf Kohle, bei der CO2-Emissionen nicht mittels CCS-Technologie gebunden werden, und „ineffiziente“ Subventionen.

Die Entwicklungsländergruppe G77 verzichtete auf ihre Forderung, das Schlussdokument solle explizit den Aufbau einer Finanzinstitution vorsehen, die Mittel zur Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste bereitstellt. Der Sprecher der G77, Ahmadou Sebory Toure aus Guinea, erklärte, das Papier lasse die Möglichkeit offen, dass eine solche Institution zu einem späteren Zeitpunkt auf den Weg gebracht werde. Das deutsche Entwicklungsministerium kündigte unterdessen eine Unterstützung von zehn Millionen Euro für den Umgang mit Schäden und Verlusten in armen Staaten an.

EU-Klimakommissar Frans Timmermanns appellierte an die Delegierten, den Entwurf nun zu beschließen. Selbstverständlich stehe die Welt etwa bei der finanziellen Unterstützung armer Staaten erst am Anfang. „Aber bitte nehmen Sie diesen Text an, so dass wir den Herzen unserer Kinder und Enkelkinder Hoffnung schenken können.“ Der US-Klimagesandte John Kerry unterstrich: „Das Perfekte darf nicht der Feind des Guten sein“. Auch Vertreter anderer Staaten betonten, das Gesamtpaket dürfe nicht wegen einzelner suboptimaler Punkte nochmal aufgeschnürt werden.

Der Beschlussentwurf formuliert deutlicher als das Pariser Klimaabkommen das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dazu soll bis 2030 der Treibhausgas-Ausstoß um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 gedrosselt werden. Die Staaten werden aufgefordert, bereits 2022 neue nationale Klimaziele für 2030 vorzulegen, drei Jahre früher als geplant.

Konferenzpräsident Sharma zufolge wurden auch Verhandlungslösungen zur technischen Umsetzung des Pariser Klimaabkommens gefunden. Das betrifft unter anderem Regeln für einen grenzübergreifenden Emissionsrechtehandel, Berichtspflichten für die Klimaschutzanstrengungen der Länder und die Frage nach dem Zeitrahmen, auf den sich die nationalen Klimaschutzziele beziehen.