Weniger erzieherische Hilfen im Corona-Jahr 2020

Weniger erzieherische Hilfen im Corona-Jahr 2020

Wiesbaden (epd). Im Corona-Jahr 2020 haben die Träger der Kinder- und Jugendhilfe jungen Menschen bis 27 Jahren weniger erzieherische Hilfen gewährt. Die Zahl sank um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 963.000, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Im Zeitraum 2008 bis 2019 hatte sich die Zahl der Fälle noch um mehr als ein Viertel auf ein Rekordniveau von mehr als eine Million erhöht.

Erzieherische Hilfen sind professionelle Beratungs-, Betreuungs- oder Hilfeangebote, auf die Eltern minderjähriger Kinder einen Anspruch nach dem Kinder- und Jugendhilferecht haben. Voraussetzung für diese Unterstützungen ist, dass eine dem Kindeswohl entsprechende Erziehung nicht gewährleistet werden kann. Die Inanspruchnahme ist grundsätzlich freiwillig, sie kann aber bei drohenden Kindeswohlgefährdungen auch vom Familiengericht angeordnet werden.

Die Wiesbadener Statistiker führten den Rückgang auf die allgemeinen Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie zurück. Insbesondere der Rückgang der Erziehungsberatungen vor Ort könne damit erklärt werden. „In den Beratungsstellen wurden aber teils verstärkt telefonische Beratungen angeboten, die nicht in die Statistik eingehen“, erklärte das Bundesamt.

Am häufigsten wurden den Angaben zufolge trotz eines deutlichen Rückgangs von ratsuchenden Eltern, Familien oder jungen Menschen Erziehungsberatungen vor Ort in Anspruch genommen. Insgesamt rund 438.500 solcher Beratungen führten Jugendämter, Caritas, Diakonie und andere Träger der Kinder- und Jugendhilfe 2020 bei persönlichen oder familiären Problemen und zur Lösung von Erziehungsfragen oder bei Trennung und Scheidung durch.