Kirchen würdigen Erklärung zur Rechtfertigungslehre

Ökumenischer Gottesdienst zur Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre
© epd-bild/Gerhard Baeuerle
Pfarrer Hans-Georg Ulrichs vom Reformierten Bund, der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige und Bischof Harald Rückert von der Evangelisch-methodistischen Kirche (v.l.) beim Gottesdienst in Stuttgart
Kirchen würdigen Erklärung zur Rechtfertigungslehre
Das Miteinander ist in 20 Jahren selbstverständlicher geworden
Fünf Konfessionen haben in Stuttgart an die Unterzeichnung der Erklärung zur Rechtfertigungslehre vor 20 Jahren erinnert. Der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige sprach von einem "ökumenischen Erfolgsprojekt".

Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July hat die Pioniere der Ökumene gewürdigt. Sie hätten sich trotz Verboten, trotz Kopfschütteln oder Verdächtigungen auf den Weg gemacht, sagte er am Abend des Reformationstags bei einem Fünf-Konfessionen-Jubiläumsgottesdienst für "20 Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" in der Stuttgarter Stiftskirche. Inzwischen sei das Miteinander der Kirchen viel selbstverständlicher, auch dank der 1999 in Augsburg veröffentlichten "Gemeinsamen Erklärung".

Diese Erklärung lasse "uns gemeinsam auf dem Feld das Senfkorn auswerfen, den Sauerteig beimischen, in einer sich wandelnden Gesellschaft vom Evangelium erzählen", sagte July und nahm dabei Bilder aus biblischen Gleichnissen auf. July ist Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes.

Weitere Kirchen schlossen sich an

Lutheraner, Katholiken, Methodisten, Reformierte und Anglikaner feierten gemeinsam in Stuttgart. Die Erklärung zur Rechtfertigungslehre sei "ein ökumenisches Erfolgsprojekt geworden", dem inzwischen auch der Weltrat Methodistischer Kirchen, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und die Anglikanische Gemeinschaft zugestimmt hätten, sagte der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige (Magdeburg).

Er erinnerte daran, dass Katholiken und Lutheraner aufgrund neuer Einsichten erst im 20. Jahrhundert zu einer gemeinsamen Erklärung über die Zuordnung von Glauben und Taten fanden. "Uns Christen verschiedener Konfessionen verbindet mehr als uns trennt", sagte der Magdeburger Bischof.

Zeugnis von Frieden und Gerechtigkeit

In dem Stuttgarter Gottesdienst wirkten Repräsentantinnen und Repräsentanten aller fünf Konfessionen aus Deutschland mit. Sie unterstrichen den Willen zur stärkeren Zusammenarbeit. Für die Lutheraner sagte die Hamburger Hauptpastorin Astrid Kleist, die neue Gemeinsamkeit sei entstanden aus der "gemeinsamen Art und Weise, auf das Wort Gottes in der Heiligen Schrift zu hören". Bischof Harald Rückert von der Evangelisch-methodistischen Kirche verwies auf die in der methodistischen Tradition schon immer verbundenen evangelischen und katholische Elemente aus der frühen Kirche im Blick auf die Rechtfertigungslehre.

Für die Reformierte Kirche sagte Pfarrer Hans-Georg Ulrichs, die neue Zuwendung der Kirchen zueinander sei auch ein Beitrag zum gemeinsamen Zeugnis von Frieden und Gerechtigkeit. Für die Anglikaner sagte Reverend Canon Christopher Jage-Bowler, sie begrüßten und bekräftigten die Substanz der "Gemeinsamen Erklärung". Der Gottesdienst wurde nach einer Liturgie gefeiert, die weltweit am Abend des Reformationstags in gleicher Form begangen wurde.

Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999 in Augsburg gilt als eines der bedeutendsten Dokumente der Annäherung der Kirchen weltweit. Sie wird von den fünf Weltgemeinschaften der lutherischen, katholischen, methodistischen, reformierten und anglikanischen Konfession getragen.