Leipzig erinnert an Kirchensprengung zu DDR-Zeiten

Das Paulinum heute, Nachfolgebau der vor 50 Jahren gesprengten Hochschulkirche in Leipzig
Foto: Jens Schulze
Das Paulinum heute, Nachfolgebau der vor 50 Jahren gesprengten Hochschulkirche in Leipzig.
Leipzig erinnert an Kirchensprengung zu DDR-Zeiten
Mit einem Gedenkgottesdienst ist in Leipzig an die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli vor 50 Jahren erinnert worden. Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing bezeichnete den Vorgang in seiner Predigt am Mittwoch als "barbarischen, kulturlosen Akt der Zerstörung".

Mit Blick auf den im Dezember eingeweihten Nachfolgebau am Leipziger Augustusplatz ergänzte er, wer erkenne, dass dieser "Akt der Barbarei nicht das letzte Wort behielt", den ergreife "auch große Dankbarkeit". Die ehemalige Hochschulkirche war am 30. Mai 1968 nur wenige Tage nach einem Beschluss der Stadtverordneten auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt worden. Der geplanten Mehrfachnutzung des häufig verkürzt als Paulinum bezeichneten Nachfolgebaus als Aula und Universitätskirche waren jahrelange Diskussionen vorausgegangen. Der Gedenktag am Mittwoch sollte mit einem wissenschaftlichen Symposium am Nachmittag und einem Konzert am Abend fortgesetzt werden.

Uni-Rektorin Beate Schücking sagte, die neue Kirche als Ort des Miteinanders sei "immer geprägt vom Gedenken an den barbarischen Akt". "Aber heute steht der Blick nach vorne doch ganz im Vordergrund und das freut mich", sagte Schücking.

Tag der Trauer

Die Sprengung der Universitätskirche am Leipziger Karl-Marx-Platz am 30.05.1968. In wenigen Sekunden ist sie damals in einen Trümmerhaufen zusammengefallen, der in Windeseile und unter strengen Absperrungen abgefahren wurde.
Universitätsprediger Peter Zimmerling sprach von einem Tag der Trauer "darüber, dass in dieser Stunde vor genau 50 Jahren die alte Universitätskirche St. Pauli von den ideologisch verblendeten Machthabern der damaligen DDR in die Luft gesprengt wurde". "Die Seele der Stadt Leipzig ist am 30. Mai 1968 verletzt worden", sagte Zimmerling. Jedoch komme "gleich danach die Freude darüber, dass wir heute eine neue Unikirche haben".

Rentzing sagte, die Hochschulkirche sei in subtiler, ganz wundersamer Weise" zum "Träger eines Lernprozesses" geworden. Für Besucher werde "sicht- und spürbar, dass Welt und Gott sich eben nicht trennen lassen, dass es keine gottlosen Räume in dieser Welt geben kann", so der Bischof.