Unbekannte entfernen Hakenkreuz von Schweringer Kirchenglocke

Hakenkreuz und einen Teil der NS-Inschrift auf der Kirchenglocke in Schweringen
Foto: epd-bild/Lechler/Hannoversche Landeskirche
Unbekannte haben das Hakenkreuz und einen Teil der NS-Inschrift auf der Kirchenglocke in Schweringen bei Nienburg entfernt.
Unbekannte entfernen Hakenkreuz von Schweringer Kirchenglocke
Unbekannte haben das Hakenkreuz und einen Teil der NS-Inschrift auf der Kirchenglocke der niedersächsischen evangelischen Kapellengemeinde Schweringen bei Nienburg entfernt.

Die Tat habe sich "irgendwann in der Karwoche" ereignet, sagte Gemeindepastor Jann-Axel Hellwege am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er bestätigte einen Bericht der Tageszeitung "Die Harke". Die im vergangenen Jahr entdeckten "Nazi-Glocken" in Schweringen und Faßberg bei Celle hatten über Niedersachsen hinaus für Aufsehen gesorgt.

Das Hakenkreuz war auf der anderen Seite der Glocke zu sehen (Foto vom 18.09.2017).
Das Blatt druckte ein Bekennerschreiben ab, das an der Kirchentür hinterlassen worden sei. "Schweringen hat ein schmutziges, matschiges, nasses, kurz gesagt: ein extrem häßliches halbes Jahr hinter sich und es wurde Zeit, daß der Frühjahrsputz frischen Wind ins Dorf bringt", heißt es dort. "Wir haben Frühjahrsputz gemacht. Nicht nur das Dorf gereinigt, sondern auch die Glocke. Von Taubendreck, vom Dreck der Nationalsozialisten, der nach 80 Jahren noch drohte die Dorfbevölkerung zu spalten ... Die Glocke ist jetzt 'clean'-, unsere Gedanken waren es schon lange."

Die Täter seien vermutlich mit einem Schlüssel in die Kirche gelangt, sagte Hellwege. Einbruchspuren habe es an dem Gebäude nicht gegeben.

Wie genau der Schriftzug "dies Kreuz gab Gelingen half Zwietracht bezwingen" und das Hakenkreuz abgetragen wurden, kläre nun ein Glockensachverständiger - möglicherweise sei er mit der Flex beseitigt worden, sagte Hellwege gegenüber evangelisch.de.

Zudem wird der Sachverständiger untersuchen, inwieweit die Beschädigung den Klang der Glocke verändert, teilte das Landeskirchenamt Hannover mit.

"Wir haben mehrfach die Erfahrung gemacht, dass wir nun als Nazi-Dorf gelten"

Auch der "Runde Tisch gegen Rassismus und rechte Gewalt in Stadt und Landkreis Nienburg" forderte die Gemeinde in Schweringen auf, ihre mit Nazi-Symbolen versehene Glocke abzuhängen.

Die 1934 gegossene und aufgehängte Glocke war im Herbst still gelegt worden. In der Gemeinde war der Streit um die Glocke mit dem Hakenkreuz zuletzt eskaliert. Hellwege hatte eine Entscheidung des Kirchenvorstands angefochten, der die Glocke behalten und weiter nutzen wollte. Für viele Menschen in der Gemeinde sei es zuletzt sehr anstrengend gewesen, sich wiederholt zur Glocke äußern zu müssen: "Wir haben mehrfach die Erfahrung gemacht, dass wir nun als Nazi-Dorf gelten. Das ist nicht schön", sagte Hellwege.

Nach Querelen um eine ebenfalls mit Nazi-Symbolen ausgestattete Glocke im pfälzischen Herxheim am Berg hatte die hannoversche Landeskirche in ihren Gemeinden eine Umfrage gestartet, wo es noch entsprechende Glocken gibt.

Außer in Schweringen wurde dabei eine weitere "Nazi-Glocke" in Faßberg bei Celle entdeckt. Diese soll demnächst durch eine neue Glocke ersetzt werden. Bundesweit tauchten neben den beiden Glocken in Niedersachsen fünf "Nazi-Glocken" in evangelischen Kirchen in der Pfalz auf, dazu zwei in Berlin und eine in Saarland.