Theologen gegen EKD-Kritik der "Ignoranz" des Reformationsjubiläums

Foto: dpa/Jens Kalaene
Theologen gegen EKD-Kritik der "Ignoranz" des Reformationsjubiläums
Nach der Kritik des Vizechefs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, an der "Ignoranz" namhafter protestantischer Theologen gegenüber dem Reformationsjubiläum weisen mehrere der Kritisierten die Vorwürfe zurück.

"Gundlach geht auf keines der Argumente, die von Theologen kritisch vorgetragen wurden, in der Sache ein", sagte der Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf der Tageszeitung "Die Welt" (Freitag).

Die Berliner Theologin Dorothea Wendebourg kritisierte in der "Welt", die EKD spreche beim Reformationsjubiläum kaum von Gott, sondern konzentriere sich "in einer eigenartigen Neufassung des Bündnisses von Thron und Altar - heute Parlament und Altar - auf das, was an der Reformation für den Staat, die Menschenwürde oder die Demokratie wichtig sein könne". Dann müsse sich die EKD aber "nicht wundern, wenn Theologen theologische Defizite beklagen und darauf hinweisen, dass Luther etwas anderes im Sinn hatte als das, was die kirchlichen Oberen nun vor allem herausstellen".

Gundlach hatte eine "grummelige Meckerstimmung" und "Ignoranz" vieler namhafter Theologieprofessoren gegenüber dem 500. Reformationsjubiläum beklagt. Es herrsche in der akademischen Theologie eine "Art besserwisserische Ignoranz" gegenüber den Anliegen von Kirchen, Bund, Ländern und Zivilgesellschaft, heißt es in einem Beitrag des Vizepräsidenten des EKD-Kirchenamtes für das Magazin "Zeitzeichen" (Märzausgabe).

Der theologischen Wissenschaft - darunter hochrangigen akademischen Theologen wie Graf, Wendebourg, Ulrich Körtner (Wien) oder Thomas Kaufmann (Göttingen) - wirft Gundlach unter anderem vor, die Vorbereitung beziehungsweise Gestaltung des Jubiläums zu kritisieren, die Kirchenleitungen aber "bei einer gegenwartsbezogenen Interpretation des Jubiläums allein" zu lassen.

Wie die "Welt" berichtet, listet Kaufmann in einer Mail an Gundlach Kritikpunkte von Theologen auf. Darin heiße es: "Offenbar ist es Ihnen noch immer nicht vorstellbar, dass man sich zu einem Phänomen wie der Reformation im Horizont gegenwartsverantworteter Theologie nicht anders als differenziert äußern kann und muss."

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.