Mehr Urlaub für den Klimaschutz

Mehr Urlaub für den Klimaschutz
Wohlstand gerechter zu verteilen und den Klimawandel zu stoppen sind die Anliegen des Club of Rome. Die Forderungen in seinem Bericht sind radikal und sollen vor allem den einfachen Menschen nutzen - zum Beispiel mehr Urlaub.
13.09.2016
epd
Von Corinna Buschow (epd)

Berlin (epd). Radikale Forderungen für einen radikalen Umschwung im Wirtschaftsdenken: Der Club of Rome, ein Thinktank mit Wissenschaftlern aus aller Welt und verschiedenen Disziplinen, ist für seine extremen Vorschläge für eine gerechtere Welt bekannt. Am Dienstag präsentierte er in Berlin sein neuestes Werk. Es geht darin um seine Kernforderung, das Wachstum insbesondere der reichen Länder zu begrenzen, weil er darin die Ursache für ungerechte Verteilung und den Klimawandel sieht. "34 Grad im September in Berlin, das ist nicht normal", sagte Jorgen Randers, einer der Autoren, bei der Präsentation, für die zur Mittagszeit ein Saal direkt unter dem Dach der Berliner Kalkscheune ausgesucht wurde.

Gerechte Gestaltung der Globalisierung

Für die Rettung des Klimas und eine gerechtere Aufteilung von Arbeit und Wohlstand machen Randers und Co-Autor Graeme Maxton in ihrem aktuellen Bericht teils ungewöhnliche Vorschläge. Sie fordern unter anderem die Staaten auf, den Jahresurlaub um zwei Tage zu erhöhen, Frauen zu fördern, die maximal ein Kind zur Welt bringen, und Geld zu drucken, um grüne Projekte zu unterstützen. Umsetzen sollen das vor allem auch die reichen Industrienationen, fordert Randers. Immerhin seien sie für den Großteil der Ressourcenverwendung verantwortlich.

Das betont auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) immer wieder. 20 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchten 80 Prozent der Ressourcen, rief er bei der Vorstellung des Berichts des Club of Rome in Erinnerung. "Wir stehen an einer Weggabelung des Planeten", sagte Müller. Die Entscheidung laute Abgrund oder eine gerechte Gestaltung der Globalisierung.

Wie er zu den einzelnen Forderungen des Club of Rome steht, verriet Müller trotz aller Würdigung der Experten nicht. Immerhin finden sich in ihren Forderungen Punkte, die in der Politik mitnichten Konsens, einige sogar viel zu radikal für den Berliner Betrieb wären. So fordert der Club of Rome unter anderem auch eine generelle Besteuerung fossiler Brennstoffe und eine Bezahlung von Menschen, die Jobs in der Kohlebranche verlieren oder auf umweltfreundliche Berufe umschulen wollen.

Erkenntnis ist der erste Weg

Er fordert auch eine Erhöhung der Erbschaftssteuer und des Renteneintrittsalters sowie eine Förderung von Menschen, die zu Hause Angehörige pflegen. "Ein Prozent ist genug" ist die aktuelle Veröffentlichung betitelt - eine Anspielung auf das Wirtschaftswachstum.

Dass dies alles in nächster Zeit international umgesetzt wird, erscheint als Illusion. Müller vergleicht die politischen Prozesse mit einem Übergewichtigen. Selbst wenn die Erkenntnis da sei, dass abnehmen gesünder wäre, folge der Schritt zum Handeln oftmals erst, wenn schon ein Herzinfarkt oder Diabetes dazu zwängen. "Bis es da oben Klick macht", sagt Müller und zeigt sich an den Kopf, sei es ein schwieriger Weg.

Randers und Maxton hoffen auf eine schnellere Reaktion der Mächtigen. "Dann können wir dafür sorgen, dass wir uns das nächste Mal bei kühleren Temperaturen treffen", sagte Randers zum Abschied.