Dabrock: Kirche muss Homo- und Transphobie aufdecken

Foto: NN/Ralf Roedel
Peter Dabrock
Dabrock: Kirche muss Homo- und Transphobie aufdecken
Der Erlanger Theologieprofessor Peter Dabrock hat evangelische Christen dazu aufgerufen, homo- und transsexuelle Menschen zu akzeptieren. Eine Rede von "Sünde" in diesem Zusammenhang dürfe es in der Kirche nicht geben.

Dabrock erläuterte auf der Konferenz "Transsexualität. Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften" in Frankfurt am Main seinen Ansatz einer theologischen Ethik, die nicht auf einzelnen Bibelstellen, sondern auf bestimmten biblischen Kriterien basiert.

Mit Blick darauf, dass oft einzelne Verse herangezogen werden, um nicht-hetero-Sexualität zu verurteilen, sagte der Professor für Systematische Theologie: Statt einer willkürlichen "Wie-es-mir-beliebt-Vernutzung der Bibel" müsse es darum gehen, "primär die Grundperspektive der liebenden Zuwendung Gottes zu den Menschen in den Blick zu nehmen".     

Als biblische Grundbestimmungen nannte Dabrock die Menschenwürde, die sich aus der Gottebenbildlichkeit ableite, und die Gleichwertigkeit und Inklusion aller Menschen, für die er den Vers "Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus" (Galater 3,28) heranzog. Für diese Werte sollten sich evangelische Christenmenschen aus ihrem Glauben heraus engagieren.

Sexuelle Orientierungen und leibliche Prägungen seien "keine Lebensformen, die man wählen oder abwählen kann", sagte Dabrock. Sie verdienten "nicht nur Toleranz, sondern Akzeptanz". Die Behauptung, eine nicht-heterosexuelle Orientierung sei "Sünde", dürfe es in der christlichen Gemeinde nicht geben, das wäre für ihn ein "status confessionis", also eine Frage, bei das Bekenntnis einer Konfession auf dem Spiel steht.

Eine Grenze gegenüber "bibeltreuen Kreisen" markieren

Die evangelische Kirche solle "die subtil-wohlfeilen homo- und transphoben Positionen in der eigenen Kirche – und seien es die eines Bischofs – aufdecken" und deutlich machen, "dass sie gegen den christlichen Glauben verstoßen", sagte Dabrock. Gegenüber "Kreisen, die sich als fromm und bibeltreu bezeichnen" müsse die Kirche "eine Grenze markieren", forderte der Theologe.

Dabrock hatte ab 2010 im Auftrag des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) eine Ad-hoc-Kommission zum Thema Sexualethik geleitet. Die Arbeit dieser Kommission wurde von der EKD 2014 gestoppt, nachdem die 2013 veröffentlichte Familien-Orientierungshilfe heftige Kritik konservativer Kreise hervorgerufen hatte; sie sahen den Wert der Ehe nicht ausreichend gewürdigt. 2015 erschien unabhängig von der EKD das Buch "Unverschämt - schön Sexualethik: evangelisch und lebensnah" von Peter Dabrock und anderen Autoren.