Medien verbreiten bewegendes Bild von totem Flüchtlingsjungen

Medien verbreiten bewegendes Bild von totem Flüchtlingsjungen
Das bewegende Foto eines toten Flüchtlingsjungen an einem türkischen Strand geht um die Welt. Die «Bild»-Zeitung (Donnerstagsausgabe) räumte für das Foto ihre letzte Seite frei.

Frankfurt a.M. (epd)Dies verband sie mit einem Appell, angesichts des Leids der Flüchtlinge im Mittelmeer nicht mehr wegzuschauen. Der britische «Guardian» zeigte auf seiner Titelseite die Szene, wie die Leiche von einem Polizisten davongetragen wird. Bei Twitter wurden die Bilder unter dem türkischsprachigen Hashtag #KiyiyaVuranInsanlik («Die fortgespülte Menschlichkeit») verbreitet.

Historisches Versagen unserer Zivilisation

Der syrische Junge war am Mittwoch tot an einem Strand nahe der türkischen Touristenhochburg Bodrum angespült worden. Der Junge war Medienberichten zufolge drei Jahre alt und starb bei dem Versuch, mit seiner Familie von der türkischen Küste über die Ägäis nach Griechenland zu fahren. Das Boot kenterte, die türkische Küstenwache barg insgesamt zwölf tote Flüchtlinge. 15 Menschen konnten sich an Land retten.

«Bilder wie dieses sind schändlich alltäglich geworden», schrieb die «Bild»-Zeitung. «Wir ertragen sie nicht mehr, aber wir wollen, wir müssen sie zeigen, denn sie dokumentieren das historische Versagen unserer Zivilisation in dieser Flüchtlingskrise.» Das Foto sei eine Botschaft an die ganze Welt, vereint dafür zu sorgen, dass kein Kind mehr auf der Flucht sterbe.

Beschwerden beim Presserat

Andere Medien entschieden sich dagegen, die Bilder zu zeigen. Der Chefredakteur von «Süddeutsche.de», Stefan Plöchinger, sagte, man werde den toten Jungen zunächst nicht zeigen. «Muss man Ihnen als Leserin oder Leser das Bild eines toten Kindes zum Frühstück zumuten, damit unmenschliche Aspekte der Asylpolitik in Ihren persönlichen Diskurs rücken?», schrieb Plöchinger auf «Süddeutsche.de».

In der vergangenen Woche hatte die «Bild»-Zeitung Fotos von Flüchtlingsleichen in einem Kühllaster in Österreich veröffentlicht. Daraufhin gingen zahlreiche Beschwerden gegen die Veröffentlichung beim Deutschen Presserat ein.