Theologieprofessor übt grundsätzliche Kritik an umstrittener Bremer Predigt

Theologieprofessor übt grundsätzliche Kritik an umstrittener Bremer Predigt
Der emeritierte Bielefelder Theologieprofessor Frank Crüsemann (76) hat grundsätzliche Kritik an der umstrittenen Predigt des Bremer Pastors Olaf Latzel geübt.
04.02.2015
epd
Matthias Dembski
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"Man suche sich einen harten Text und behaupte dann, das sei unmittelbar Gottes Wort für uns heute - mit dieser Methode kann man mit der Bibel alles machen", mahnte der Experte für das Alte Testament im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wer Menschen im Namen des Koran enthauptet, geht - methodisch gesehen - nicht viel anders vor."

Der streng konservative evangelische Pastor Latzel (47) hatte vor gut zwei Wochen in der Bremer St.-Martini-Gemeinde über einen Text aus dem Alten Testament (Richter 6, Vers 25 bis 32) gepredigt. Latzel betont in seiner Kanzelrede, für Christen gäbe es nur einen Gott, Gemeinsamkeiten mit dem Islam existierten nicht. Der Pastor beleidigte in Predigtteilen andere Religionen, entschuldigte sich aber mittlerweile dafür. Kritik wies Latzel mit den Worten zurück, er sei ausschließlich gegen eine Vermischung der Religionen.

"Richter 6 ist eine Erzählung und keine Anweisung zum Handeln", kommentierte der gebürtige Bremer Crüsemann die Auslegung Latzels, Christen müssten sich von Götzen "reinigen". Der alttestamentarische Text spiegele eine Auseinandersetzung Israels mit der damals kanaanäischen Religion, die sich über Jahrhunderte hingezogen habe: "In der es Phasen der Gewalt gab, an deren Ende aber auch die Einsicht stand, dass religiöse Konflikte niemals durch Gewalt zu lösen sind."

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Crüsemann betonte, Gott als eine einzige Größe sei eine Kernbotschaft des Alten Testamentes. Diese Kernbotschaft bedeute aber auch, dass Gott nicht ausschließlich den Rechtgläubigen gehöre, "sondern dass wir ihm auch bei den anderen begegnen".