Katamaran aus Plastikflaschen erreicht Sydney

Katamaran aus Plastikflaschen erreicht Sydney
Auf einem Boot aus Plastikflaschen haben Umweltschützer um den Bankiersspross David de Rothschild den Pazifik überquert. Ihre Botschaft: Kreativeres Recycling ist möglich und nötig.

Ein Katamaran aus 12.500 Plastikflaschen hat nach erfolgreicher Pazifiküberquerung am Montag in der australischen Metropole Sydney angelegt. Öko-Aktivist David de Rothschild steuerte die "Plastiki" nach 128 Tagen auf See am weltbekannten Opernhaus vorbei zum Anleger. Der Spross der berühmten Bankiersfamilie wollte mit der Reise auf die verheerenden Folgen des Plastikmülls aufmerksam machen und wirbt für dessen Wiederverwertung.

"Plastiki" steuert schwimmende Plastikmüllhalde an

"Jedes Stück Plastik, das seit der Erfindung 1909 produziert wurde, existiert noch, teils in kleinen Partikeln im Ozean", sagte Rothschild (31), einer der Erben der Bankendynastie, der Nachrichtenagentur dpa. "Das ist ein unnützes Problem, das wir ganz einfach loswerden können. Den Plastikbecher, die Plastiktüte, die Styrol-Kaffeebecher und Deckel - wir könnten alles sofort verbieten."

Die Route führte den Katamaran auch zum "Great Pacific Garbage Patch", einer schwimmende Plastikmüllhalde im Pazifik, die Wissenschaftler schon vor Jahren entdeckt hatten. "Wir sind mehr als 1.000 Seemeilen von der Küste entfernt unter das Boot getaucht und haben die kleinen Sprenkel im Wasser gesehen", sagte Rothschild.

Das seien keine Mikroorganismen, sondern Plastikfragmente gewesen, die frühestens nach 450 Jahren vollständig zersetzt würden. Der Müllberg im Pazifik ist nach Schätzungen von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace mittlerweile doppelt so groß wie der US-Bundesstaat Texas. Im Atlantik gibt es ein ähnliches Müllfeld, mit bis zu 200.000 teils winzigen Plastikstücken pro Quadratkilometer.

Botschaft: Abfall wiederverwerten, Verschmutzung der Meere stoppen

Rothschild war Ende März mit seiner fünfköpfigen Crew in Sausalito bei San Francisco in See gestochen. Die Botschaft der ungewöhnlichen Flaschenpost an die Wegwerfgesellschaft: Abfall wiederverwerten und die Verschmutzung der Meere stoppen. Die "Plastiki" - der Name soll an das Holzboot "Kon-Tiki" des norwegischen Pazifik-Überquerers Thor Heyderdahl 1947 erinnern - erzeugte ihre Energie mit Windturbinen und Solarzellen. Zwei Enkel Heyerdahls waren an Bord.

Die Crew benutzte eine kompostierende Toilette, sammelte Regenwasser und hatte am Mast einen Kräutergarten hängen. Die zwei Masten selbst waren aus Bewässerungsrohren aus Aluminium gebaut; der Klebstoff, der den Katamaran zusammenhält, wurde aus Cashewnüssen und Zucker gemixt. Das Boot wird in Sydney auseinandergenommen, das Material recycelt.

Rothschild hofft, dass seine Reise den Weg für eine Vielzahl von Recyclingprodukten weist. "Da gibt es keine Grenzen. Wir haben schon ein Plastik-Skateboard gebastelt, man kann Häuser und Zelte daraus bauen, besonders in der Dritten Welt, wo enorme Mengen Plastikmüll anfallen", sagte der Umwelt-Abenteurer vor dem "Plastiki"-Start bei San Francisco.

dpa