Filmkritik der Woche: "Date Night"

Filmkritik der Woche: "Date Night"
In "Date Night" stehen die Sitcom-Stars Tina Fey und Steve Carell erstmals als Paar vor der Kamera. Die Normalität des amerikanischen Mittelstandes wird genüsslich unter Dauerbeschuss genommen.
14.04.2010
Von Martin Schwickert

Die familiäre und berufliche Routine hat Phil und Claire Foster (Steve Carell, Tina Fey) fest im Griff, aber einmal in der Woche gönnt sich das Ehepaar seine "Date Night". Eigentlich soll das so ein bisschen sein wie früher, als man noch nicht dasselbe Haus, dasselbe Bett und dasselbe Leben geteilt hat. Aber auch der wöchentliche Ausbruchsversuch ist schon zum Ritual erstarrt. Dabei sind Phil und Claire nicht unglücklich. Jedoch die Angst, es einmal zu werden, ist schon da.

In einem kurzen Anflug ehelicher Revolte beschließt Phil, die "Date Night" einmal nicht im heimatlichen New Jersey zu verbringen, sondern seine Frau ins angesagteste Restaurant von Manhattan auszuführen. Unter falschem Namen mogeln sich die beiden Provinzeier in die Schickimicki-Kantine. Was sie nicht wissen, aber bald schmerzhaft erfahren: Das Ehepaar Triplehorn, das ihren Tisch eigentlich reserviert hat, ist kriminell und hat dem lokalen Mafiachef ein Speichermedium mit prekärem Bildmaterial entwendet. Bald schon sind skrupellose Mobster, korrupte Staatsanwälte, falsche und echte Polizisten hinter dem harmlosen Ehepaar her.

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Regisseur und Produzent Shawn Levy wird vielleicht nie eine Oscar-Nominierung bekommen, aber zumindest in finanzieller Hinsicht gehört er in Hollywood zu den erfolgreichsten Handwerkern seiner Zunft. Filme wie "Nachts im Museum", "Der rosarote Panther", "Im Dutzend billiger" und "Voll verheiratet" sind unter seiner Regie entstanden – Unterhaltungskino für das ganz breite Publikum. "Date Nigh"« reiht sich da bruchlos ins Œuvre ein. Das komödiantische Patentrezept, gewöhnliche Menschen in außergewöhnliche Situationen zu bringen, kommt hier effektiv zur Anwendung. Die Normalität des amerikanischen Mittelstandes wird genüsslich unter Dauerbeschuss genommen. Die Dialoge sind schnell und schlagfertig.

Erfolge im TV

Tina Fey und Steve Carell sind in den USA vor allem aufgrund ihrer Auftritte in Fernsehserien populär: Beide spielten ab Ende Neunziger immer wieder in der legendären Comedyshow "Saturday Night Live", Fey war sogar die erste weibliche Chefautorin der Serie und schrieb an über einhundert Folgen mit. Die Sitcom "30 Rock", mit der Fey dann auch der Durchbruch als Schauspielerin gelang, basiert auch auf ihren Erfahrungen bei "Saturday Night Live". "30 Rock" dreht sich um den Alltag einer alleinerziehenden Mutter und Autorin einer Comedyshow, die von ihrem Vorgesetzten gegen ihren Willen völlig umgestaltet wird. Steve Carell feierte dagegen zuletzt mit der amerikanischen Version der BBC-Serie "The Office" - dem Vorbild für die ProSieben-Serie "Stromberg" - Erfolge. Dazu ist er mit Will Ferrell, Ben Stiller, den Wilson-Brüdern und anderen Teil des von den amerikanischen Medien gefeierten "Frat Packs", einer Gruppe von männlichen Komödienschauspielern, die sich in ihren Filmen oft gegenseitig in Gastrollen beehren und häufig mit den gleichen Regisseuren zusammen arbeiten.

In "Date Night" stehen Fey und Carell nun erstmals als Paar vor der Kamera und vor allem Tina Fey überzeugt als Vorstadtmutti mit losem Mundwerk. Daneben geben sich viele Stars in spaßigen Nebenrollen die Klinke in die Hand: Mark Wahlberg hat einen markanten Auftritt mit sehr freiem Oberkörper, James Franco ("Ananas Express") und Mila Kunis ("Nie wieder Sex mit der Ex") spielen das kriminelle Ehepaar Triplehorn, William Fichtner ("Prison Break") den zu kleineren Perversitäten neigenden Staatsanwalt und Ray Liotta ("Good Fellas") gibt ein obligatorisches Gastspiel als Gangsterboss.

USA 2010. Regie: Shawn Levy. Buch: Josh Klausner. Mit: Steve Carell, Tina Fey, Mark Wahlberg, Mark Ruffalo, Taraji P. Henson, Ray Liotta, Mila Kunis. 88 Min.
 

epd