ZDF-Intendant will Allianz der Qualitätsmedien

ZDF-Intendant will Allianz der Qualitätsmedien
ZDF-Intendant Markus Schächter appelliert an die Verlage, mit den öffentlich-rechtlichen Sendern im Internet an einem Strang zu ziehen. "Die Qualitätsmedien müssen im Internet eine Allianz gesellschaftspolitischer Verantwortung eingehen", sagte Schächter bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik. Das Netz könne den klassischen Journalismus nicht ersetzen.

"Wir dürfen nicht den falschen Feind bekämpfen, unsere Gegner sind andere", mahnte Schächter in Anspielung auf die Kritik der Verleger an öffentlich-rechtlichen Internetangeboten. Die Verleger dringen auf eine klare Begrenzung dieser Angebote, weil sie die gebührenfinanzierte Konkurrenz fürchten. Schächter sagte, dass das ZDF zu einer Einschränkung des publizistischen Angebots im Internet bereit sei. "Unsere Aktivitäten werden stets im Einklang mit unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag stehen." Ziel sei es nicht, in einen wirtschaftlichen Wettbewerb mit anderen Anbietern zu treten.

Auch nach Ansicht des Vorsitzenden der Geschäftsführung der UFA Film & TV Produktion, Wolf Bauer, kommt den klassischen Medien in der digitalen Welt nach wie vor eine wichtige Rolle zu. "Eine Überprüfung von Informationen durch Profis ist immer noch nötig", sagte Bauer. Dies sei Aufgabe der klassischen Medien. Denn sie verfügten über eine hohe Glaubwürdigkeit, die im Internet eine zunehmende Rolle spiele: "Vertrauen wird zur wichtigsten Währung im Netz." Von ihr hänge wesentlich die Zahlungsbereitschaft der Nutzer journalistischer Angebote ab.

Geschichte hinter der Nachricht

Der Chefredakteur von "Süddeutsche.de", Hans-Jürgen Jakobs, forderte angesichts der Schnelligkeit des Internets eine Rückbesinnung auf journalistische Qualität. "Geschwindigkeit ist für die Mehrzahl der Nutzer nicht wichtig", sagte er. Entscheidend sei nicht die Geschwindigkeit, sondern die Geschichte hinter der reinen Nachricht. Journalisten dürften sich von der Informationshektik, die im Internet durch neue Nachrichtenquellen wie Twitter entstehe, nicht beirren lassen: "Es ist die Aufgabe des Journalismus, sich vom Strom der Informationen unabhängig zu machen."

Auch der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Wolfgang Büchner, wünscht sich bisweilen mehr Gelassenheit: "Der absolute Anspruch, immer der erste zu sein, führt in eine Geschwindigkeitsfalle." Es nütze nichts, der Schnellste zu sein, wenn sich dabei Fehler in die Berichterstattung einschlichen. Die Konkurrenz im Internet sei insofern heilsam für den klassischen Journalismus: "Wir sind dazu angehalten, uns auf die Richtigkeit von Informationen statt auf die Geschwindigkeit zu konzentrieren."

Neue Wahrheiten

Der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Peter Frey, unterstrich, dass Nachrichten und Hintergrund auch in einer beschleunigten Informationswelt nicht zu trennen seien. "Beides gehört immer zusammen", sagte Frey, der am 1. April Nikolaus Brender als ZDF-Chefredakteur ablöst.

Bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik diskutieren am Montag und Dienstag TV-Verantwortliche, Journalisten und Wissenschaftler über das Thema "Neue Wahrheiten - Wer traut wem in der vernetzten Welt?". Die Veranstaltung wird vom ZDF organisiert.
 

epd