Schulfreier muslimischer Feiertag: Geteiltes Echo

Schulfreier muslimischer Feiertag: Geteiltes Echo
Der Vorschlag der Türkischen Gemeinde in Deutschland, an einem islamischen Feiertag wie dem Opfer- oder dem Zuckerfest allen Schulkindern frei zu geben, ist skeptisch aufgenommen worden.

Der Vorschlag der Türkischen Gemeinde in Deutschland, allen Schulkindern an einem muslimischen Feiertag frei zu geben, stößt auf Widerstand. Es gebe einen "Vorrang für christliche Feiertage in der Kultur unseres Landes", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Darüber bestehe ein breiter Konsens.

Huber unterstrich, dass die Feiertagskultur hierzulande auf einer Jahrtausende langen christlichen Prägung beruhe. Er befürwortete allerdings, muslimische Schüler an islamischen Festtagen vom Unterricht zu befreien, damit sie an religiösen Feiern teilnehmen könnten. Schon jetzt haben beispielsweise in Berlin muslimische Schulkinder zum Zuckerfest frei.

Zentralrat der Juden schließt sich an

Der Bundesvorsitzende des türkischen Gemeindeverbandes, Kenan Kolat, hatte sich in der "Berliner Zeitung" dafür ausgesprochen, an einem muslimischen Feiertag allen Schülern frei zu geben. "Das wäre ein Zeichen der Toleranz", sagte er. Infrage käme etwa das Opferfest oder das Zuckerfest am Ende des Ramadan. Ablehnend äußerte sich hingegen der Zentralrat der Muslime (ZMD).

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Auf positive Resonanz stieß der Vorschlag beim Zentralrat der Juden. Generalsekretär Stephan Kramer sagte der Tageszeitung "Die Welt", das zeige Respekt und Toleranz der Gesellschaft gegenüber einer anderen Religion. Zugleich sprach sich Kramer auch für einen jüdischen Feiertag im deutschen Schulkalender aus. "Das könnte Jom Kippur, das Fest der Versöhnung sein." Wichtig sei, dass alle Kinder an diesem Tag schulfrei hätten, um sich der Bedeutung des Tages bewusst zu werden.

NRW-Integrationsminister: "Klamauk"

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) sagte zu der Idee: "Das ist Klamauk à la Kolat." In der Integrationspolitik gehe es um wichtigere Fragen, etwa darum, Deutschkenntnisse sowie Bildungs- und Aufstiegschancen von Zuwandererkindern zu verbessern. Kolats Vorschlag zeige dagegen "eine mangelnde Ernsthaftigkeit".

Opfer- und Zuckerfest sind an den islamischen Mondkalender gebunden und weichen vom gregorianischen Sonnenkalender ab, der in der westlichen Welt gilt. Ihre genaue Festlegung ist abhängig vom Standort und erfolgt oftmals erst wenige Tage zuvor. So kann es geschehen, dass der Zeitpunkt eines Festes in verschiedenen muslimischen Staaten variiert.

Muslimische Feste in Kalender eintragen

ZMD-Generalsekretär Aiman Mazyek sagte, er sehe für einen "generell schulfreien oder arbeitsfreien Feiertag für alle" keine Veranlassung. Muslimische Feste müssten nicht arbeitsfrei sein, könnten aber in allen Kalendern auch als deutsche Feiertage stehen. Dies wäre ein "Schritt im Sinne der Integration", so Mazyek. Im Schulbetrieb herrsche bereits eine gewisse Transparenz: "In Lehrerkalendern sind auch muslimische Feiertage eingetragen." Der ZMD-Generalsekretär begrüßte die gängige Praxis, dass muslimische Schüler an ihren Feiertagen nicht in die Schule kommen müssen. Dies funktioniere vor allem in Ballungsräumen gut und unbürokratisch.

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In Deutschland leben rund vier Millionen Muslime, das sind rund fünf Prozent der Bevölkerung. Vor fünf Jahren hatte der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele mit der Forderung nach einem islamischen Feiertag in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Der Vorschlag rief überwiegend ablehnende Reaktionen hervor, auch seitens der Kirchen. Daraufhin machte Ströbele einen Rückzieher und schlug einen "Feiertag der Weltreligionen" vor.

epd/dpa