Lebensqualität: Deutschland laut UNO auf Rang 22

Lebensqualität: Deutschland laut UNO auf Rang 22
Welches Land ist das reichste? Statt nur die Wirtschaftskraft zu vergleichen, bewertet die UNO das menschliche Wohlergehen in umfassenderem Sinn. Norwegen landet dabei auf Platz 1.

Das ölreiche skandinavische Land mit seinem ausgebauten Wohlfahrtssystem belege den ersten Platz im Index für menschliche Entwicklung, teilte das UN-Entwicklungsprogramm UNDP in Genf mit. Australien und Island kommen dem UNDP-Bericht zufolge auf den zweiten und dritten Platz. Die selben drei Länder teilten sich auch beim letzten Entwicklungsindex das Siegertreppchen - nur in anderer Reihenfolge.

Deutschland rangiert unverändert auf dem 22. Platz von 182 untersuchten Staaten - hinter den USA, Italien und Großbritannien. Es belege einen relativ niedrigen Platz wegen des gesunkenen Pro-Kopf-Einkommens im Zuge der Wiedervereinigung, hieß es. Doch habe die Bundesrepublik ihre Punktzahl steigern können. Auch in vielen anderen Industrieländern verbesserten sich die Lebensbedingungen für die Menschen. Frankreich kletterte auf dem Index der menschlichen Entwicklung vom elften Rang auf den achten Rang. Auch China, Kolumbien, Peru und Venezuela gehörten zu den deutlichen Gewinnern im Index und rückten drei oder mehr Plätze nach vorn.

Niger: Lebenserwartung 30 Jahre geringer

"Die Fortschritte sind jedoch ungleich verteilt", erklärte Jeni Klugman, Autorin des Berichts. "Viele Länder haben in den vergangenen Jahrzehnten angesichts von Wirtschaftsrezessionen, konfliktbedingten Krisen und der HIV/Aids-Epidemie Rückschläge erlebt", so Klugman.

Am schlechtesten leben die Menschen im afrikanischen Land Niger. "Ein Kind, das in Niger geboren wird, kann damit rechnen, nur knapp 50 Jahre alt zu werden. 30 Jahre weniger als ein Kind, das in Norwegen zur Welt kommt", hieß es. Afghanistan, Sierra Leone und die Zentralafrikanische Republik liegen ebenfalls im hinteren Bereich.

Die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise sind in den Tabellen nicht berücksichtigt - die Zahlen basieren auf den aktuellsten verfügbaren Daten von 2007. Laut UNDP ist der Index ein "aggregiertes Maß für das menschliche Wohlergehen". Der Index kombiniert Werte für die Lebenserwartung, die Alphabetisierung, die Einschulungsquote und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.

Migranten tragen erheblich zur Entwicklung bei

Der UNDP-Bericht beleuchtet auch die globale Migration. Die Migranten helfen, Armut zu senken, und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung zahlreicher Länder bei, heißt es in dem Entwicklungsbericht. Regierungen in aller Welt sollten Menschen, die fern ihrer Heimat Arbeit, unterstützen und ihnen das Leben nicht schwerer machen, fordert das UNDP. Migranten schickten im Jahr mehr als 300 Milliarden Dollar an Angehörige in ihren Heimatländern. Das ist vier Mal so viel wie die gesamte Entwicklungshilfe, die 2007 gewährt wurde. In vielen ärmeren Ländern machen diese Überweisungen einen erheblichen Teil der Verbraucherausgaben aus. Die Gastländer profitierten von den Steuern der Migranten, wachsender Produktivität und oft auch innovativen Ideen, die die Migranten mitbrächten.

Der Bericht entlarvt auch gängige Vorstellungen von Migration als falsch: "Die Bewegung aus den Entwicklungs- in die Industrieländer betrifft nur eine Minderheit", sagte Berichts-Autorin Klugman. Der Großteil derer, die selbst bei einer vergleichsweise engen Definition unter den Begriff "Migrant" fielen, sei innerhalb des eigenen Landes umgezogen - der Bericht nennt hier als Zahl knapp 740 Millionen Menschen, bei einer Gesamtzahl von einer Milliarde Migranten weltweit. Von dem vergleichsweise geringen Anteil, der überhaupt in andere Länder auswandert, sind die meisten von einem in ein anderes Entwicklungsland gezogen (knapp 200 Millionen Menschen). Nur 70 Millionen Einwohner armer Länder hätten ihr Glück in den reichen Ländern versucht.

Der UN-Entwicklungsbericht steht auf Englisch im Internet; die Daten zum Thema Migration sind auch in einer interaktiven Weltkarte aufbereitet.

epd