Anglikaner streiten über Frauen als Bischöfe

Heiligenstatuen in der Kathedrale von York
Foto: thinkstock/getty images/xrrr
Alles Männer oder was? Heiligenstatuen in der Kathedrale von York.
Anglikaner streiten über Frauen als Bischöfe
Erst herrschte absolute Stille, dann flossen Tränen, als das Abstimmungsergebnis verkündet wurde. Die Entscheidung der anglikanischen Generalsynode im November 2012, Frauen wieder nicht als Bischöfe zuzulassen, stürzte die Kirche von England in eine tiefe Krise. Ausgerechnet das Haus der Laien hatte den Gesetzentwurf scheitern lassen.
13.07.2014
epd
Christiane Link

Seitdem arbeitet die Kirche hart daran, aus dieser Krise wieder herauszukommen. Am Montag wagt sie mit einem neuen Gesetzentwurf einen weiteren Anlauf, um die Bischofsweihe für Frauen endlich einzuführen. Bei der Generalsynode im nordenglischen York werden die Synodalen abermals darüber abstimmen, ob Frauen künftig zu Bischöfinnen geweiht werden können. Die Kirche selbst gibt sich überzeugt, dass es diesmal klappen wird.

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Wenn sechs Synodenmitglieder, die beim letzten Mal dagegen gestimmt hatten, nunmehr zustimmen, könnte es in der Tat klappen: Dann wäre der Weg dafür frei, dass Ende 2014, spätestens jedoch im nächsten Jahr die Kirche von England weibliche Bischöfe erhält. "Es ist die wichtigste Synode der letzten 20 Jahre", sagte der Generalsekretär der Generalsynode, William Fittall, vor den Beratungen. "Diesmal wird der Gesetzentwurf durchgehen", glaubt er.

Bereits 2005 hat die Synode die Weihe von Frauen zu Bischöfen grundsätzlich befürwortet. Seither dauert jedoch das Ringen um die Änderungen des Kirchenrechts an. Für deren Annahme ist eine Zweidrittelmehrheit in jedem der drei Häuser - Bischöfe, Klerus, Laien - erforderlich.

Traditionalistische Anglikaner hatten sich aus theologischen Gründen gegen die Weihe von Frauen als Bischöfe ausgesprochen und mit Abspaltung gedroht. Sie befürchten, dass Frauen künftig ihrer traditionellen Rolle in der Gesellschaft beraubt würden, wenn sie auch Ämter in der Kirche übernehmen müssten.

Nach Schätzungen der Traditionalisten sind etwa 20 Prozent der Anglikaner gegen Frauen im Bischofsamt. Ihrer Meinung nach erlaubt die Bibel keine Weihe von Frauen, da es unter den Aposteln in der Bibel auch keine Frauen gegeben hat.

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Befürworter von Frauen im Bischofsamt sehen das ganz anders. Frauen und Männer seien Gottes Ebenbild, deswegen spreche nichts dagegen, auch Frauen zum Bischofsamt zuzulassen, argumentiert die Organisation "Women and the Church" (Frauen und Kirche). Sie haben den Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hinter sich, der bereits vor seinem Amtsantritt 2013 dafür plädiert hatte, den Weg für Frauen ins Bischofsamt freizumachen und seitdem hinter den Kulissen für die Annahme des neuen Gesetzentwurfs wirbt. Allerdings hatten beim letzten Mal auch Befürworter von weiblichen Bischöfen sich gegen den Gesetzentwurf ausgesprochen, weil ihnen die Kompromisse für die Traditionalisten zu weit gingen.

Nebenan in Wales sind die Anglikaner schon weiter

Lehnt die Synode den Gesetzentwurf abermals ab, wird das die Krise der Kirche von England ohne Zweifel verschärfen. Die Tageszeitung "Guardian" will nun aber aus ranghohen Kirchenkreisen erfahren haben, dass Erzbischof Welby dann in Erwägung zieht, das Kirchenparlament aufzulösen und mit neuer Besetzung im November abermals abstimmen zu lassen. Als weitere Option nennt die Zeitung eine Gesetzesinitiative durch die Bischöfe im Oberhaus ohne die Zustimmung der Synode. Das würde dann vielleicht die rechtlichen Probleme bei der Einführung von weiblichen Bischöfen lösen, die innerkirchlichen Konflikte aber nur verschärfen.

Andere anglikanische Kirchenprovinzen sind schon weiter: Weltweit gibt es zwischen 20 und 30 anglikanische Bischöfinnen, unter anderem in Irland, Wales, Kanada, USA, Australien, Neuseeland und Kuba. Versperrt ist das anglikanische Bischofsamt für Frauen in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern sowie in den anglikanischen Kirchen des Mittleren Ostens. Weltweit gehören zur Anglikanischen Gemeinschaft knapp 80 Millionen Christen.