Gerade im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 sei eine klärende und differenzierte Betrachtung der Schriften des Reformators über die Juden gefordert.
Über die Bewertung von Luthers Schriften zu den Juden war es kürzlich zu einer neuen Debatte gekommen. Der evangelische Kirchenhistoriker Johannes Wallmann warf der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vor, in der Auseinandersetzung über die Judenfeindlichkeit Luthers und des Protestantismus die eigene Geschichte zu verleugnen. Die EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann sagte, die evangelische Kirche habe sich vorgenommen, auch ganz bewusst die Schattenseiten von Luther in den Blick zu nehmen.
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Aus zeitgeschichtlicher und hermeneutischer Perspektive untersucht Weymann die Entwicklung in Luthers Äußerungen von anfänglich beachtlicher Offenheit gegenüber den Juden bis hin zu verheerender Polemik. Insbesondere Luthers Spätschriften "gegen die Juden" seien eine "schwere Hypothek". Daher brauche es eine sachkritische und "quellenbewusste Wahrnehmung". Wo es nötig sei, müsse man "Luther gegen Luther ins Feld führen", um an den "Kern notwendiger Auseinandersetzung" heranzukommen, empfiehlt der Theologe. Daraus ließen sich Herausforderungen und Perspektiven für den "christlich-jüdischen Dialog" ableiten. Weymann war von 1994 bis 2006 in Pullach bei München Rektor des Theologischen Studienseminars der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.