Arme Kinder haben in der Familie weniger zu sagen

Foto: photocase/leicagirl
Arme Kinder haben in der Familie weniger zu sagen
Was sie in ihrer Freizeit machen oder mit welchen Freunden sie sich treffen, dürfen Kinder in armen Familien deutlich seltener selbst entscheiden.

Sozial benachteiligte Kinder haben einer Studie zufolge wenig Möglichkeiten zur Mitbestimmung in der Familie. Sie dürften deutlich seltener als andere Kinder selbst entscheiden, mit welchen Freunden sie sich treffen oder was sie in der Freizeit unternehmen möchten, sagte der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann bei der Vorstellung der neuen World-Vision-Kinderstudie am Donnerstag in Berlin.

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Die Studie ergab auch, dass 32 Prozent aller Kinder in Familien aufwachsen, in denen nur ein Elternteil arbeitet. Zwölf Prozent wachsen bei einem alleinerziehenden Elternteil mit Vollzeitjob auf. Diese Kinder und Kinder von arbeitslosen Eltern beklagten sich am häufigsten, dass ihre Eltern zu wenig Zeit hätten, sagte Hurrelmann. Dagegen beklagten sich Kinder, bei denen Mutter und Vater arbeiten, am wenigsten über den Zeitmangel ihrer Eltern.

Für die dritte World-Vision-Kinderstudie seit 2007 hat Hurrelmann gemeinsam mit der Frankfurter Kindheitsforscherin Sabine Andresen und der TNS Infratest Sozialforschung in München 2.500 Kinder zwischen sechs und elf Jahren zu ihrer Lebenssituation befragt.

World Vision-Vorstand Christoph Hilligen appellierte an die künftige Bundesregierung, dem Abbau von finanziellen, sozialen und kulturellen Ungleichheiten oberste Priorität einzuräumen. Die neue Studie zeige, dass Kinder ein hohes Gerechtigkeitsempfinden hätten und nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Gerechtigkeit fordern. So empfinde eine große Mehrheit der Kinder, dass die Gesellschaft in Deutschland arme Menschen ungerecht behandele.